Im Schatten des Inka

 

Als Tess Harper den Job bei der Henderson Baugesellschaft annimmt, ahnt sie nicht, was sie dort in Peru erwartet. Nicht nur, dass sie sich unglücklich in ihren gutaussehenden Boss verliebt: sie ist wegen ihrer Vergewaltigung nicht in der Lage, sich mit ihm einzulassen und er kann nicht akzeptieren, dass ihre Anziehungskraft die Liebe zu seiner verstorbenen Frau verdrängt. Als Ross des Mordes an seinem Partner beschuldigt wird und im Gefängnis landet, versucht Tess verzweifelt die Firma und den geliebten Mann zu retten. Doch das Schicksal wendet sich gegen sie. Denn der Mörder hat es nicht nur auf Ross abgesehen. Im sagenumwobenen Reich der Inkas, die den Göttern lebende Opfer brachten, erwartet sie die Hölle.

 

 

Blick ins Buch:

„Finger weg! Hilfe! Lass mich! - Nein, nicht! Lass mich! Hilfe!“

Tess schrie. Die Worte kamen abgehackt aus ihrem Mund. Sie keuchte. Mit den Fäusten schlug sie wild um sich.

Es war nicht völlig dunkel. Die Außenbeleuchtung des Veranstaltungslokals war mit farbigen Scheiben vor den Lichtern gedämpft.

Eigentlich konnte sie Allan Tucker sehen. Zumindest seine Umrisse. Aber da war nur dieser große, dunkle Mann, der ihr so grässlich wehgetan und sie beinahe umgebracht hatte. Sie sah seine Hände nach ihr greifen, um sie festzuhalten und ihr wieder so unsäglich wehzutun. Diesmal würde er es schaffen, sie umzubringen, wenn es ihr nicht nochmals gelang, sich zu befreien!

Die Enge des blauen Chevrolet Cabrio, das mit geschlossenem Faltdach auf dem Parkplatz unter den Bäumen stand, die Dunkelheit der Nacht und Allans grapschende Hände, die unter ihren Pullover glitten - all dies versetzte Theresa Harper zurück in jenen grässlichen Alptraum, der ihr ganzes Leben verändert hatte. Seither wurde sie jedes Mal von Panik überfallen, sobald sich ihr ein Mann körperlich zu nähern versuchte.

Allans Stimme vermochte nicht bis zu ihr durchzudringen. Er fluchte, als sie ihn empfindlich an der Augenbraue traf, und steigerte damit noch ihre Angst. Sie hatte auch den Vergewaltiger schmerzhaft getroffen, dass er geflucht und ihr mit dem Tod gedroht hatte.

Dabei war der Abend bis dahin völlig nett verlaufen. Allan und sie hatten engumschlungen getanzt. Die paar Drinks, die er ihr nicht unbeabsichtigt spendiert hatte, entfalteten ihre Wirkung. Tess war lockerer geworden. Und anhänglich.

Allan Tucker war ein netter und erst noch gutaussehender Mann in den besten Jahren. Groß, graumeliert, sympathisch. Straßenbauingenieur. Fast ein Garant für eine gesicherte Zukunft.

Tess hätte sich eine Beziehung mit ihm durchaus vorstellen können. Im Grunde wünschte sie sich die Nähe eines Mannes, nur der Kopf machte seit jenem Alptraum einfach nicht mehr mit, obwohl sie es immer wieder versuchte. Die paar Drinks hatten sie mutiger gemacht und in der Einbildung betrogen, dass sie es diesmal schaffen könnte, ihre Ängste zu überwinden. Sie hatte mehr als normal getrunken, obwohl sie Alkohol eigentlich gar nicht vertrug. Vermutlich war sie dadurch so leichtsinnig geworden, durch irgendwelche entsprechenden Signale Hoffnungen ihn ihm zu wecken. Dabei hätten ihr tanzen, küssen und ein bisschen im Arm halten durchaus genügt.

Bis dahin hatte Tess geglaubt, Allan wäre ein anständiger Mensch. Nie im Leben war sie davon ausgegangen, dass er die Situation für sich ausnützen würde. Der schöne Allan! Aber nun stellte sich heraus, dass der Mistkerl nicht besser war als alle anderen! Mit seinem Schöngerede hatte er sie eingelullt, seine Berührungen und Küsse während dem Tanzen sie verführt, bis sie sich hier auf dem Rücksitz seines Chevrolets wiederfand.

Kaum dass er sie im Wagen an sich zog, wurde der nette Abend auf einen Schlag für sie zum Alptraum, als er sich an sie heranmachte und ihr zu Bewusstsein kam, was da gerade mit ihr passierte. In stockdunkler Nacht befand sie sich mit diesem Mann allein in seinem Auto! Er beugte sich über sie, presste ihr seine heißen Lippen mit atemlosem Keuchen verlangend auf den Mund. Sie spürte seine grapschenden Hände an ihrer Wäsche, auf ihren Brüsten, an ihrem Hals. Mit der Erinnerung stürzte die Panik wieder über sie herein.

 

Theresa schrie. Voller Verzweiflung und Angst, weil sie wieder da war, diese verfluchte Nacht, die beinahe ihre letzte gewesen wäre und ihr Leben seither zur Hölle gemacht hatte. Wegen dem Dreckskerl, der ihr wehgetan und sie danach zu erwürgen versucht hatte. Nur der glückliche Umstand, dass jemand des Weges gekommen war, hatte sie vor dem Tod bewahrt. Seither lebte sie in ständiger Angst vor dem Bastard. Der hatte seine Hose gerafft und war im Dickicht auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Er war nie gefasst worden, weil sie ihn nicht genügend beschreiben konnte, aber er konnte überall und jede Person und jetzt zurückgekehrt sein, um sein Werk zu vollenden! 

 

Allan Tucker wusste nichts von Theresas Vergangenheit. Die furchtbaren Geschehnisse hatten sie geprägt und begleiteten sie wie ein Fluch, den sie nicht abschütteln konnte.

Er wusste nicht, was er mit seinem Überfall auf sie anrichtete. Er hatte einfach nur ihr Anlehnungsbedürfnis falsch interpretiert. Dass sie sich nun derart gegen ihn sträubte und seinen beruhigenden Worten nicht zugänglich war, schockierte ihn über alle Massen.

Tess hörte nicht auf zu schreien. Sie wehrte sich gegen ihn.

Er versuchte ihre schlagenden Hände festzuhalten und versetzte sie damit nur noch mehr in Panik.

 

In wildem Keuchen schlug sie um sich, versuchte ihn mit ihren Fäusten zu treffen und mit ihren Nägeln zu kratzen. Sie hörte sich selbst schreien. Hörte, wie sich ihre Stimme vor lauter Kreischen überschlug. Wie er laut fluchte, als ihn ihre Faust abermals empfindlich traf.

Allan murmelte ihr beruhigend zu. Seine Hände griffen nach ihren Handgelenken, pressten ihr die Arme gegen die Brust. Aber was er zu ihr sagte, erreichte sie gar nicht.

Sie schrie und strampelte. Sie stemmte ihn von sich weg, zog die Beine an den Leib und brachte ein Knie zwischen sich. Dann warf sie den Oberkörper gegen ihn, riss die Hände los und begann wieder um sich zu schlagen, so dass er sie von neuem zu halten versuchte.

In dem Gerangel gelang es ihr irgendwie, den Öffner zu betätigen und mit dem Fuß die Wagentüre aufzustoßen.

Tess fühlte tiefste Erleichterung, aber die Panik hielt sie weiter fest im Griff. Sie wusste nicht, dass sie gegen den falschen Mann ankämpfte. In dieser Situation war Allan Tucker nur ein Vergewaltiger und Mörder, der ihr wehtun und sie danach umbringen wollte wie damals jener in dieser dunklen Gasse.

Sie stieß einen wilden Schrei der Verzweiflung aus. Mit aller Kraft versetzte sie ihm einen heftigen Stoß gegen die Brust. Der winzige Moment, in dem er zurücktaumelte und seine Hände von ihren Armen und Brüsten glitten, genügte ihr, sich aus dem Wagen zu werfen und in der Dunkelheit zu verschwinden.  

Wie wenn der Leibhaftige hinter ihr her wäre, hetzte sie tränenblind hysterisch schreiend die Straße hinunter und bog in eine Seitengasse ein, um aus dem Licht der Straßenlampen zu kommen. Sie hörte ihn ihren Namen rufen.

 

Fluchend schlug Allan mit der Faust durch die Luft, um seinen Frust loszuwerden. Er musste einfach auf irgendetwas einprügeln, selbst wenn es so imaginär war. Tess‘ unerwartete Reaktion hatte ihn erst schockiert, ihr Davonlaufen wütend gemacht. Dass sie so auf seinen Überfall reagierte, ließ nur einen einzigen Schluss zu ...

Er gab es auf, hinter ihr herzulaufen, als ihm dieser ungeheuerliche Gedanke durch den Kopf schoss. Demnach machte er ihre Panik vermutlich nur noch schlimmer. Er blieb stehen und änderte seine Taktik. „Komm zurück, wenn du willst, dass ich dich nach Hause bringe, Tess! Du brauchst von mir nichts mehr zu befürchten! Ich werde dich nicht wieder anfassen!“, rief er hinter ihr in die Dunkelheit hinein.

 

Seine Worte erreichten sie jedoch nicht mehr. Tess war schon zu weit weg, als dass sie ihn durch den Lärm ihres hämmernden Herzschlags noch gehört hätte. Im Geist jedoch vernahm sie die Schritte ihres Verfolgers weiterhin.

Allan rief noch ein paar Mal hinter ihr her. Aber in ihrer panischen Angst kam es ihr gar nicht in den Sinn, dass er sich vielleicht Sorgen um sie machte.

Geduckt hastete sie den engstehenden Häuserreihen entlang, in der Hoffnung, dass sie ihr Schutz vor seinen Augen boten und er sie in der Dunkelheit nicht würde aufspüren können. Sie vernahm das Hallen ihrer eigenen Schritte. Überlaut und drohend. Das Herz schlug ihr schmerzhaft gegen die Brust, als versuchte es ihr die Rippen zu brechen. Ganz sicher konnte der Vergewaltiger jeden einzelnen Schlag davon hören! Und es gab weit und breit nichts, das sie vor ihm schützte!

 

Irgendwann dämmerte ihr endlich, dass er ihr nicht länger hinterherjagte. Dass Allans Verfolgung vielleicht nur in ihrer Einbildung existiert hatte. Tess konnte es beim besten Willen nicht sagen. Sicherlich waren nicht alle grapschenden Männer zugleich auch Vergewaltiger. Aber er hätte einer sein können und das allein schon jagte ihr einen neuen, kalten Schauder über den Rücken.

Schweratmend blieb sie schließlich unter dem schwachen Lichtkegel eines Fensters stehen. Sie musste sich an der Hauswand abstützen, weil ihre Knie derart maßlos zitterten und sich wie Gummi anfühlten, dass sie kaum noch auf den Beinen stehen konnte.

Aber es war ihr nur für einen kurzen Augenblick vergönnt, sich sicher zu fühlen. Die Panik hielt sie eisern fest in ihren Klauen. Gerade als sie schon erleichtert aufatmen wollte, weil sie sich außer Gefahr wähnte und daran dachte, dass sie vielleicht doch zu überspitzt reagiert hatte, knarzte in fast unmittelbarer Nähe eine aufgehende Tür.

Es war wie ein elektrischer Schlag, als der Schock sie wieder überrollte. Hitze durchflutete sie, der Schweiß brach ihr aus allen Poren. Sekundenlang konnte sie sich nicht bewegen. Das Herz hämmerte ihr bis in den Kopf hinauf, drohte ihr das Hirn zu sprengen. Einen wilden Schrei ausstoßend, wirbelte sie herum, bevor sie in panischem Schrecken die Beine in die Hand nahm und kopflos weiterrannte, um die nächste Straßenlampe zu erreichen. Im dunklen Gefängnis des Grauens wollte sie nur noch zurück ans Licht, dorthin, wo ihr die Helligkeit eine trügerische Sicherheit versprach.

Tess keuchte vor Angst und Anstrengung. Sie schrie hysterisch weiter, ohne es zu merken. Ihre Lungen brannten und fühlten sich bei jedem Atemzug an, als wären sie mit heißer Lava gefüllt. Sie bekam Seitenstechen. Die Beine erschienen ihr bleischwer. Halb besinnungslos schleppte sie sich taumelnd in die Richtung weiter, wo in dem Moment ein neues Licht aufschien.

Sie nahm gar nicht wahr, dass sie sich gerade aus der Sicherheit des Gehsteigs hinaus begab. Ihre Locken flogen. Mit rasselndem Atem rannte sie auf die beiden näherkommenden Lampen zu, die sie nicht als Leuchten eines heranfahrenden Autos erkannte.

 

Ross Henderson war in Gedanken versunken, als er die Schnellstraße gegen die kleine Stadt entlangfuhr. Es war leicht neblig, wie oft in dieser Jahreszeit, wo Dunst vom Boden aufstieg und die Schwaden gegen die Kühlerhaube schlugen. Um besser sehen zu können, fuhr er nur mit Abblendlicht. Es war eine einfache Straße mit wenigen flachen Kurven, ohne Verkehr, Zebrastreifen oder Ampeln, die es ihm erlaubte, seine konstante Geschwindigkeit beizubehalten.

Erst als die ersten Häuser vor ihm auftauchten, bremste er auf Innerortstempo ab. Nach wie vor war die Gegend übersichtlich, die Fahrbahn breit und um diese Nachtzeit menschenleer, so dass er seine Gedanken wieder abschweifen lassen konnte. Da es sich um einen Außenbezirk handelte, brauchte er sich um ein plötzliches Verkehrshindernis keine Sorgen zu machen.

Die Probleme auf seiner Baustelle beschäftigten ihn. Kaum war er eine Woche weg in Europa, um sich nach weiteren Sponsoren für sein Bauprojekt umzusehen, ging in Peru alles drunter und drüber! Plötzlich klaffte ein unerklärliches Loch in den Finanzen, weil angeblich ein Geldgeber abgesprungen war, der seine Zusage zurückgezogen hatte. Erfahren hatte er davon erst durch seinen Mitarbeiter Bruce Sheridan, nachdem sein Teilhaber Maddows, der während seiner Abwesenheit den Straßenbau beaufsichtigte, die Löhne an die Arbeiter nicht entrichtet hatte.

Maddows war ihm schon durchs Telefon fast an den Kopf gesprungen, weil er von jemandem darüber informiert worden war, den er nicht preisgeben wollte. Hatte abgewiegelt, dass er viel zu schwarz sehe. Aber nach diesem Telefon vor erst ein paar Minuten war ihm klar, dass er umgehend zurück musste. Die Arbeiter und die Auftraggeber beschwichtigen und ihnen beweisen, dass er in der Lage war, die Baustelle auch ohne den fehlenden Geldhahn weiterzuführen. Er würde die Arbeiter fürs erste von seinen eigenen Rücklagen bezahlen müssen, um Zeit zu gewinnen, jemand anderen als Ersatz zu finden.

 

Normalerweise wurde diese Stadtzufahrt an den Wochenenden so kurz nach Mitternacht kaum frequentiert. Der Hauptverkehrsstrom war vorbei und die meisten Nachtschwärmer wollten um diese Zeit nicht schon so früh zurück ins Bett. Aber ausgerechnet im selben Moment, in dem Theresa unzurechnungsfähig über die Fahrbahn lief, tauchte aus dem Nichts ein Fahrzeug auf.

 

Die Abblendlichter des schwarzen Rovers sogen die Nebelschwaden in sich hinein. Was sie für Straßenlampen gehalten hatte, flog nun wie zwei lange Lanzen auf sie zu. Als sie erkannte, dass es sich bei ihrem Irrtum um einen heran schießenden Wagen und nicht um Laternen handelte, befand sie sich bereits mitten auf seiner Spur.

Tess riss die Augen auf, zumal sie hinter dem Steuer einen Mann erkannte und die Panik ihr suggerierte, dass dieser sie nun überfahren würde, um sie danach zu vergewaltigen. Ihrer Kehle entrang sich ein unartikulierter Schrei. Unwillkürlich streckte sie die Arme aus, um sich gegen den Aufprall des massigen Fahrzeugs zu schützen.

 

Ross zuckte entsetzt zusammen, als sie unvermutet vor der Windschutzscheibe auftauchte. Er reagierte blitzschnell. Sein Fuß trat das Bremspedal bis aufs Bodenbrett durch.

Die Kautschukbeläge kreischten. Es roch nach verbranntem Gummi. Dennoch schien der Rover nicht stillstehen zu wollen. Durch die feinen Nebelperlen war der Asphalt feucht, der Bremsweg länger.

Ross konnte nichts anderes tun als ihr zu bedeuten, dass sie sofort verschwinden musste. Mit der Rechten fuchtelte er wild durch die Luft, sah bereits vor sich, wie er sie überfahren würde. „Weg, weg, verdammt!“, schrie er durchs halboffene Fenster.

 

Tess starrte in die geweiteten Augen des Mannes, der sie mit Vorsatz gerade überfuhr.

Ihre Blicke begegneten sich. Bei beiden setzte für einen Moment der Herzschlag aus.

Sie nahm wahr, wie gut er aussah. Kantiges Gesicht. Das dunkle Haar, vom Fahrwind zerzaust, hing ihm lässig in die Stirn.

 

Ross stieß einen Fluch aus, weil die dumme Person statt wegzurennen stocksteif stehenblieb. Mit beiden Händen riss er das Lenkrad derart hart herum, dass er ins Schlingern geriet.

Gestänge und Reifen quietschten, als der Geländewagen auf die Gegenfahrbahn ausscherte und das Heck sich zu drehen begann. Obwohl der Rover dadurch endlich stand, erwischte er sie mit dem hinteren Kotflügel.

 

Der Aufprall riss Tess die Beine unter dem Leib weg und bewirkte, dass sie hart auf dem Boden aufschlug. Kleine Steinsplitter ritzten ihre Haut und bohrten sich ins brennende Fleisch ihrer Handflächen, weil sie intuitiv den Sturz abzufangen versuchte. Ihre Kiefer krachten aufeinander, der Kopf wurde ihr in den Nacken geschleudert. Für einen Moment schien sich alles um sie herum zu drehen. Ihr wurde schwarz vor den Augen.

 

Ross sprang aus dem Wagen, kaum dass er zum Stillstand kam. Er ließ die Lichter brennen, den Motor laufen und das Auto mitten auf der Fahrbahn stehen. Sein Herz hämmerte wild beim Gedanken, dass der Frau etwas Schlimmes zugestoßen sein könnte und ihm eine Gerichtsklage gerade noch gefehlt hatte.

Er eilte zu ihr und beugte sich zu der Frau hinab. Zu seiner Erleichterung bewegte sich ihr Brustkorb auf und ab. Sie lebte. Behutsam versuchte er sie aufzurichten. Dabei kippte ihr Kopf haltlos gegen seine Schulter.

„Scheiße! Kommen Sie wieder zu sich!“ Er stieß er einen lästerlichen Fluch aus, bevor er sich ans Notwendige erinnerte. „Sie müssen runter von der Straße!“ Kurzerhand packte er sie ruppig unter den Achseln und schleifte sie rückwärts auf den Gehsteig.

Nervös sah er sich nach Beobachtern um, nach jemandem, der ihm helfen oder die Polizei verständigen konnte. Wobei er letzteren nicht unbedingt gern begegnen wollte. Aber in dieser Nacht schienen die Menschen alle anderswo unterwegs oder schon im Bett zu sein.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte Ross auf sie nieder. In ihrer Unschuld sah sie verletzlich aus. Und hübsch. Blond und mädchenhaft. Trotz seines Ärgers klang in ihm gleichwohl etwas an. Sein Beschützerinstinkt regte sich. Aber er musste weg! Weg von der Straße und fort von dem Unglücksort! Er wollte nicht von der Polizei überrascht werden, falls ein Anwohner den Unfall doch gesehen und sie verständigt hatte!

Kurzerhand hob er Tess auf die Arme. Während er sie eilig zum Wagen hinübertrug, überlegte er fieberhaft, was er nun mit ihr tun sollte. Ins Krankenhaus bringen oder doch besser die Polizei verständigen?

Er steckte in einem Dilemma. Er hatte schon eigene Probleme genug! Wenn sie den Unfall ihm anhängten, konnte er nicht weg! Dabei war sie ja schuld daran, weil sie vor sein Auto gelaufen war! Und er musste seine Firma und sein Geld schützen!

Glücklicherweise sah die Kleine nicht wirklich ernsthaft verletzt aus. Nirgends war Blut. Er musste es einfach riskieren! Auch auf die Gefahr hin, dass er sich täuschte oder sie ihn auch noch wegen Kidnapping anzeigte! Aber bis dahin saß er hoffentlich auf dem Weg nach Peru längst im Flugzeug!

Das Fahrzeuggestänge ächzte, als er sich etwas zu energisch hinters Steuer wuchtete, nachdem er sie auf dem Beifahrersitz festgeschnallt hatte. Er startete den Motor und rollte an, um den Rover von der falschen Straßenseite wegzubringen. Aber er fuhr lediglich bis an den Randstein und hielt wieder an. Die Hände am Lenkrad, warf er neugierig ein Auge auf seinen unfreiwilligen Gast.

Tess lehnte mit dem Kopf an der Scheibe und der Genickstütze. Sie sah aus, als schliefe sie.

Ein Blick in ihr reizendes Gesicht und sein Ärger verflog. Sie war schön. Mädchenhaft im Schlaf und dennoch vollendet Frau. Ihre Brüste hoben sich bei jedem Atemzug. Für ihre schlanke Gestalt hatte sie einen hübschen Vorbau. In Gedanken berührte er ihren Busen, versuchte sich vorzustellen, wie sie sich anfühlen würde. In Gedanken strich er ihr eine lose Haarsträhne hinters Ohr zurück …

T’schuldige, Liv! Mit einem gereizten Seufzer trat er endlich das Gaspedal durch. Er brauchte noch ein paar Stunden Schlaf, bevor der Tanz begann! Die Nacht würde ohnehin schon verdammt kurz werden! Ich kann mich im Flieger ausruhen!, versuchte er sich zu beruhigen. Jetzt musste er erst mal von hier verschwinden!

 

Tess lag leicht und schutzbedürftig in seinen Armen, als er sie die Treppe zu seinem Appartement hochtrug. Er schätzte sie auf Mitte zwanzig. Im Schlafzimmer setzte er sie an die Kante und zog die Bettdecke weg, damit er sie zudecken konnte. Ihr blondes Haar fiel ihm wie ein wallender Vorhang über den Arm und kitzelte seine Hände, als er sie behutsam zurücklegte und ihren Kopf aufs Kissen bettete. Er betrachtete ihr Antlitz mit einem versonnenen Blick, bevor er sich niederbeugte, um ihr die Schuhe auszuziehen. Er hob ihren Fuß hoch und streifte ihr zuerst die eine, dann die andere Sandalette ab.

Sie seufzte tief, als seine Daumen dabei über ihren Rist strichen.

Sie hatte kleine, zierliche Füße mit hübschen Zehen. Es irritierte ihn, dass er das überhaupt wahrnahm. Seit vier Jahren hatte ihn keine Frau mehr derart zum Klingen gebracht.

Sie rollte sich im Schlaf herum und zog die Knie an den Leib, so dass er ihren Reißverschluss im Rücken erreichen und hinunter schieben konnte. Ihre Haut fühlte sich glatt und fest an, und wunderbar warm. Er streifte ihr den Träger ihres Sommerkleids über die Schulter und befreite sie davon.

Sie ließ sich widerstandslos wie eine bewegliche Puppe ausziehen, ohne dass sie aus ihrer Ohnmacht erwachte.

Er betastete mit den Fingerspitzen behutsam die großflächige, bläulich verfärbte Stelle an ihrer Hüfte, wo der Kotflügel sie erwischt hatte, als versuchte er das Malheur wegzuwischen. Zum Glück ist es nur ein Bluterguss!, beruhigte er sich zerknirscht. Aber was für einer! Morgen würde sie vermutlich Mühe beim Gehen und vom Aufprall ziemliche Kopfschmerzen haben.

Unter seiner Berührung drehte sie sich seufzend wieder auf den Rücken. Ihre Schenkel klafften auseinander, als ihr angewinkeltes Knie gegen ihn fiel. Es war eine aufreizende, um nicht zu sagen auffordernde Pose.

Er schluckte hart, als sie nur noch in Slip und Büstenhalter bekleidet vor ihm auf dem Bett lag. Ein Push-up-BH. Unterwäsche mit feinen Spitzen. Und dann so offenherzig. Plötzlich verspürte er den Wunsch sie zu vögeln, sie in den Arm zu nehmen und festzuhalten. Sie sah so zierlich und verletzlich aus. Aber er musste weg! Und sie würde ihn vermutlich nicht wiedersehen wollen! Gleichwohl begehrte er sie. Sie reizte ihn auf eine Weise, die ihn verärgerte. Das lag sicher nur an dieser unglücklichen Pose!

Unwillkürlich dachte er an Olivia, die er fast abgöttisch geliebt hatte, und ihn beschlich ein schlechtes Gewissen, weil er dieses Mädchen gerade mit ihr verglichen hatte. Hastig schob er die Gedanken von sich und zog die Bettdecke über sie. Aber das Bild ihres halbnackten Körpers ließ sich dadurch nicht ausblenden.

 

Als Tess zu sich kam, lag sie in einem weichen Bett. Das war mehr, als sie nach den Erlebnissen der vergangenen Nacht hatte erwarten dürfen. Selbst durch die geschlossenen Lider blendete sie die Helligkeit der Lampe. Außer Schmerzen spürte sie ihren Körper kaum noch. Ein dumpfes Hämmern dröhnte in ihrem Kopf. Der Bastard hatte sie niedergeschlagen, um sie ruhigzustellen!

Der Gedanke fühlte sich an wie ein elektrischer Schlag.

Abrupt riss sie die Augen auf, obwohl es sie eine ungeheure Anstrengung kostete, aber sie musste einfach wissen, wer der Kerl war, der ihr das wieder angetan hatte!

Das grelle Licht blendete sie so stark, dass sie die Augen sofort wieder schloss. Aber der kurze Eindruck nahm sie heftig mit. Zwar befand sie sich in einem netten Zimmer mit Beistelltisch und Fenster, offener Türe auf den Flur und Tapete, aber - an ihrem Bett saß dieser Mann! Nicht Allan, sondern der Kerl, der sie mit Absicht angefahren hatte!

Er war groß und breitschultrig, mit geradem, schwarzem Haar, das er hinter die Ohren zurückgekämmt hatte, einem energischen Kinn und markanten Gesichtszügen.

Tess riss krampfhaft die Augen auf. Mit einem Ruck saß sie kerzengerade im Bett und warf die Decke zurück, um vor ihm zu fliehen.

„Schon gut, ganz ruhig, ich tue Ihnen nichts! Sie sind in Sicherheit“, drang seine angenehme sonore Stimme in ihr Bewusstsein.

Obwohl er sich nicht vom Sessel rührte, um sie festzuhalten, entging ihr der verärgerte Tonfall nicht. Trotzdem hielt Tess inne. Sie schluckte hart. Wie gebannt starrte sie argwöhnisch in seine dunklen Augen, aus denen er sie finster anblitzte. Hatte sie eine Chance, um ihm zu entrinnen? Er sah stark und muskulös aus. Vermutlich wäre sie in ihrem Zustand nicht schnell genug für ihn! Ihr Herz hämmerte zum Zerspringen und verstärkte ihre Kopfschmerzen, aber sein Blick nagelte sie fest. Sie hockte mit angezogenen Beinen vor ihm und starrte zurück. Zumindest war er attraktiv. Dunkle Haarsträhnen hingen ihm über die Augen. Er musterte sie eingehend.

„Wo bin ich? Was tue ich hier? Wieso haben Sie mich hierher gebracht?“, keuchte sie mit einer Stimme, die ihr kaum gehorchen wollte.

„Sie hatten einen Unfall“, antwortete er knapp.

„Ich weiss, ich erinnere mich. Sie haben mich überfahren!“

„Ja, zum Teufel!“

Sie begann zu zittern vor Angst, als sich seine Stirn beim Nicken in Falten legte und seine Brauen sich über der Nasenwurzel zusammenzogen. Kein gutes Zeichen, dass er wütend war!

„Was zum Geier war mit Ihnen los? Ich hätte sie mit dem Rover töten können! Wie kommen Sie dazu, einfach auf die Straße zu laufen? Wenn Sie Selbstmord begehen wollten, hätten Sie sich einen anderen als mich aussuchen können!“

„Was? Nein! Das wollte ich doch gar nicht!“ Mit verzerrter Miene vermied sie es, den Kopf zu bewegen, damit die Schmerzen erträglich blieben, schüttelte stattdessen abwehrend die Hände, um ihre Worte zu bekräftigen. „Bitte, schreien Sie nicht so, ich habe Kopfweh!“, würgte sie mühsam hervor.

Sie erkannte ihre eigene Stimme kaum wieder. Es war lediglich ein heiseres Krächzen, das sie über die Lippen brachte. Ihre Kehle fühlte sich an wie Sandpapier und die Zunge schien angekleistert am Gaumen zu kleben. Hastig fuhr sie mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen, aber der Versuch, sie anzufeuchten war hoffnungslos. Sie blieben genauso trocken wie zuvor, als hätte sie seit Tagen nichts zu trinken bekommen.

„Was haben Sie für einen verdammten Stoff geraucht?“

Theresa fiel fast die Decke auf den Kopf. Wovon redete der Mann überhaupt?

„Was?“, krächzte sie verwirrt.

Er stieß einen genervten Seufzer aus. „Ich sehe schon, Sie sind noch immer völlig weggetreten.“

„Was haben Sie mir gegeben?“

„Ich?“ Er prallte sichtlich gekränkt zurück. „Ich gewiss nichts! Ihr Alkoholpegel war wohl ziemlich hoch und ich würde wirklich gern wissen, was Sie sonst noch zu sich genommen haben!“

„Ich doch nichts!“ Beleidigt starrte sie den gutaussehenden Schurken an, der ihr solch Infames unterstellte, wo er ihr doch sicher selbst etwas eingeflößt hatte, damit er sie … Wie auf Knopfdruck wurde sie von einer heißen Welle überspült. Hastig blickte sie bestürzt an sich hinunter.

Obwohl sie damit hatte rechnen müssen, weiteten sich ihre Augen vor Schreck. Sie war nur noch mit Slip und Büstenhalter bekleidet!

Ihr Mund trocknete vollends aus. In ihrem Unterleib zogen sich die Muskeln zusammen, als sie sich vorstellte, was er mit ihr alles angestellt haben mochte, während sie ohnmächtig da lag. „Haben Sie mich …?“ Ihr Herz pochte laut.

Er nickte. „Ja, ich habe Sie ausgezogen, damit Sie es bequemer haben.“

Nein, ich meine, haben Sie …?“

„Habe ich was?“

Verlegen schüttelte sie schwach den Kopf. „Sie wissen schon … Was Männer mit Frauen machen …“

Seiner Kehle entrang sich ein bitterer Lacher. „Danke für die Blumen! Sehe ich aus, als wäre ich so ein Mistkerl? Lady, Sie scheinen mir wirklich ziemlich verwirrt zu sein! Nein, habe ich nicht! Obwohl die Gelegenheit dazu bestanden hätte, das gebe ich zu. Aber so einer bin ich nicht, der kleine wehrlose Mädchen schändet! Ich bevorzuge etwas beweglichere Frauen in meinem Bett! So komatös wie Sie waren, hätten Sie mir wenig Freude bereitet!“

Aufatmend stellte sie fest, dass alles andere an ihr schmerzte, nur nicht die Stelle, die sie erwartet hatte. Vor lauter Erleichterung fühlte sie sich halb schwindlig. Da er sich nicht von der Stelle rührte, wagte Tess einen kurzen Seitenblick, um sich umzusehen. Es war ein nettes Zimmer und wirkte völlig ungefährlich. Das Bettzeug war ordentlich und nicht zerknüllt. Ihr Blick schweifte verwirrt auf ihn zurück. „Weshalb haben Sie mich dann her gebracht?“

Er bedachte sie mit einem bitteren Lacher. „Was hätte ich denn sonst tun sollen, nachdem Sie ohnmächtig wurden?“

„Oh.“ Sie drückte kurz die Finger gegen die schmerzenden Augen. „Wie lange war ich weggetreten?“

„An die zwei Stunden.“

„Und Sie haben mich nicht …?“

Über sein Gesicht legte sich ein dunkler Schatten, als seine Miene sich noch mehr verdüsterte. „Wäre Ihnen das lieber gewesen?“, knurrte er so missmutig, dass sie hastig den Kopf schüttelte, um gleich darauf vor Schmerzen aufzuschreien. „Nein, natürlich nicht!“

„Sie sind nämlich nicht gerade mein Typ!“ Er drehte sich auf dem Stuhl gegen die Wand herum.  

„Oh!“ Tess vergaß angesichts dieser Unverblümtheit ihre Angst. Sie starrte ihn perplex an. Sie wusste nicht weshalb, aber irgendwie fühlte sie sich von ihm enttäuscht.

„So, und jetzt, nachdem das geklärt ist, werden Sie das hier trinken, damit ich endlich schlafen gehen kann!“ Er streckte ihr zwei weiße Tabletten und ein Glas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit entgegen, welche er vom Schreibtisch hinter sich geklaubt hatte.

„Was ist das?“, erkundigte sie sich argwöhnisch.

Auf seiner Miene malte sich Entrüstung, weil sie ihm schon wieder misstraute. „Nur Wasser! Und zwei Aspirin gegen die Schmerzen. Die vertragen sich mit dem Zeug, das Sie intus haben, zwar vermutlich nicht so toll. Verkotzen Sie mir bitte nicht mein Bett!“, knurrte er verärgert.

Sein Bett?, dämmerte es ihr. Plötzlich musste sie lächeln. Das war wirklich nett, dass er ihr sein Bett zur Verfügung stellte. Das harte Glitzern seiner Augen verriet ihr jedoch, dass ihm dies nicht unbedingt Vergnügen bereitete. Und ihr wurde klar, dass ihr Auftauchen vor seinem Auto ein Schock für ihn gewesen sein musste.

Durstig stürzte Tess das Wasser hinunter, ohne einmal abzusetzen. Danach fühlte sie sich ein klein wenig besser. Unsicher blinzelte sie den Mann an und stammelte ein heiseres: „Danke.“

Mit verärgerter Miene winkte er unwirsch ab, während er sich erhob. Kurzerhand nahm er ihr das Glas aus der Hand, damit sie es nicht fallen ließ, und stellte es auf den Nachttisch. „Am besten schlafen Sie jetzt, bis der Cocktail in Ihrem Blut sich aufgelöst hat! Ich lege mich nebenan aufs Sofa. Im Gegensatz zu Ihnen muss ich heute arbeiten!“

„Heute?“, wiederholte Tess mit ungläubigem Starren. Für normale Menschen war heute Sonntag!

Er befand sich bereits auf dem Weg nach draußen, als sie ihn mit der irritierten Frage zurückhielt. Mit einem kurzen Blick vom Türrahmen her nickte er knapp. „So ist es! - Also, schlafen Sie jetzt! Und dann verschwinden Sie!“

Wohlweislich hielt Tess diesmal den Kopf gerade und sie antwortete, ohne sich zu bewegen. „Ja, natürlich.“

Der Mann verschwand so schnell, dass sie ihm nicht mal mehr danken konnte. Mit offenem Mund starrte sie auf die zugezogene Tür. Sie streckte die Beine unter der Bettdecke aus, rollte sich auf die gesunde Seite und stieß einen frustrierten Seufzer aus. Da war mal ein attraktiver Kerl, der ihr gefiel, und dann wollte der Typ nichts mit ihr zu tun haben? Obwohl er so lange neben ihr gesessen und die ganze Zeit über bei ihr gewesen war?

In dem Moment dachte sie nicht an ihre Probleme und wie unmöglich es für sie war, die Spezies Mann an sich heranzulassen. Sie dachte nur noch daran, dass ihr dieses Freuden spendende Teil zwischen den Beinen fehlte. Gefühle und Wünsche, sich zu verlieben, eine Familie zu gründen und wiedergeliebt zu werden, hatte sie trotz der Vergewaltigung genauso. Es war dadurch alles nur viel komplizierter geworden! Ohne es zu wollen zogen sich in ihrem Unterleib längst tot geglaubte Muskeln zusammen. Und sie stellte sich vor, wie zärtlich und rücksichtsvoll er sie lieben würde …

 

***

Es war schon nach neun, als Tess endlich erwachte. Durch die offenen Vorhänge flutete das Tageslicht ins Zimmer, als sie die Augen öffnete.

In einem schrägen Winkel fiel die Sonne herein und malte goldene Quadrate auf den mit Teppich ausgelegten Fußboden. Das Bett stand in der Nähe des großen Fensters an der Wand, das Nachttischchen teilweise darunter. Schräg gegenüber war ein schmaler Schrank in die Mauer eingelassen. Ein halbleeres Büchergestell und ein massiver Schreibtisch rundeten die Einrichtung ab.

Tess drehte sich auf den Rücken, dehnte und streckte sich, bevor sie ungeniert gähnte. Versonnen blickte sie zur Decke hinauf. Es fühlte sich merkwürdig an: es war Sonntag und sie lag in einem fremden Bett - nur der Mann an ihrer Seite fehlte. Als sie sich an den attraktiven Typen der letzten Nacht erinnerte, tat es ihr fast leid, dass nichts zwischen ihnen gewesen war.

Sie warf die Decke zurück und schwang sich ungelenkig aus dem Bett. Ihr Körper schmerzte und erinnerte sie an den hässlichen Zusammenstoß mit seinem Wagen, der sie umgehauen hatte. Sie hätte gern gewusst, was danach passiert war. Was hatte er mit ihr gemacht? Und wie hatte er sie hierher gebracht, ohne dass sie es merkte? Ihr fehlten tatsächlich ein paar Stunden ihres Lebens.

Blinzelnd starrte sie zum Fenster hinaus ins Sonnenlicht und auf einen großen Vorhof. Wäscheleinen mit farbigen Kleidern waren quer darüber gespannt. Sie hörte eine pummelige Frau ein Lied vor sich hin trällern, die noch mehr Wäsche aufhängte. Der Hof wirkte sauber und aufgeräumt. Ein paar Kinder spielten mit Murmeln. Ihr kreischendes Lachen drang zu ihr herein. Der Himmel über ihnen war strahlend blau und praktisch wolkenlos.

So schrecklich die letzte Nacht geendet hatte, so makellos begann dieser neue Tag. Die Sonne reflektierte sich auf ihrem blonden Haar, das ihr in weichen Wellen über die Schultern fiel, und vergoldete es.

Fast gewaltsam riss sie sich vom Anblick der spielenden Kinder los. Eine leichte Trübsal machte sich in ihr breit, dass sie dies wohl nie würde erleben dürfen, wenn es ihr nicht gelang, sich von ihren Ängsten zu befreien.

Sie trat in einen großen, geschmackvoll möblierten Raum, der unschwer als Wohnzimmer zu erkennen war. Hier gehörten eine Polstergruppe mit braunem Stoffbezug, ein mittelgroßer, runder Holztisch und eine Wohnwand mit einer kleinen Getränkebar zur Einrichtung. Von der weißgestrichenen Decke hing ein fünfarmiger Leuchter herab. Die Wände waren bis auf zwei Landschaftsbilder völlig kahl.

Neugierig schlenderte Tess durch das Appartement, zu dem lediglich noch ein kleines Bad mit Dusche und eine etwas größere Küche gehörten. Sie hätte gern gewusst, was dieser Mann für ein Mensch war, in dessen Wohnung sie sich befand, aber leider gab es nichts Privates, das ihr etwas über ihn verraten hätte.

Seufzend ließ sie sich aufs Sofa fallen. Die verschränkten Hände an der Stirn, schloss sie für einen Moment die Augen. Sie lächelte vor sich hin und versuchte sich das Bild ins Gedächtnis zu rufen, wie er neben ihr auf dem Stuhl gesessen und über sie gewacht hatte, obwohl er danach grantig gewesen war. Nur an seine Augen konnte sie sich nicht erinnern. Außer dass sie vor Ärger gefunkelt hatten. Es war trotzdem lieb von ihm, dachte sie gerührt.

Sie bedauerte, ihm nicht nur ungelegen gekommen zu sein, sondern auch noch die nötige Nachtruhe gestohlen zu haben. Bisher hatte sie ihm nur lauter Unannehmlichkeiten bereitet! Fast wünschte sie sich, den Mann unter anderen Umständen kennengelernt zu haben. Wer weiß, was dann daraus geworden wäre? Stattdessen hatte sie sich auch noch in seinem Bett breitgemacht - wenn auch unfreiwillig. Jedenfalls war sie froh darüber gewesen, ihre schmerzenden Knochen auf der weichen Matratze ausstrecken zu können.

Sie nahm sich vor, ihm dafür zu danken und sich bei ihm zu entschuldigen, als ihr einfiel, dass er sie gemäß seiner letzten Aussage wohl nur ungern noch hier antreffen würde, wenn er nach Hause kam. Wahrscheinlich ging er eh davon aus, dass sie baldmöglichst auf Nimmerwiedersehen verschwand. Das hatte sie auch vor. Sie wollte seine unfreiwillige Gastfreundschaft nicht länger als nötig in Anspruch nehmen.

Tess kehrte ins Schlafzimmer zurück, um ihre Handtasche zu holen, die er auf den Schreibtisch gelegt hatte, und stellte fest, dass sie offen war. Ihr Pass und die Kreditkarte lagen obenauf. Verärgert spürte sie, wie sich ihre Eingeweide zusammenzogen. Dieser Mistkerl hatte in ihren Sachen herumgewühlt! Und jetzt wusste er, wer sie war und wo sie wohnte!

Auf einen Schlag kehrte die alte Angst zurück. Vielleicht war der vergangene Abend nur so etwas wie ein Vorspiel auf das gewesen, was er in späteren Nächten mit ihr vorhatte?

Tess fühlte einen eisigen Schauder über den Rücken rieseln. Energisch schüttelte sie den Kopf, um ihre Furcht abzuwerfen. Oh nein, sie würde ihm keine Chance lassen, in ihre Wohnung einzudringen! Und ganz sicher würde sie nie mehr nachts außer Haus herumlaufen!

Schweratmend rief sie sich zur Räson. Wahrscheinlich tue ich ihm ja völlig Unrecht!, redete sie sich wieder Vernunft ein. Meine Panik geht einfach nur mit mir durch!

 

Der Schreck fuhr ihr in alle Knochen, als neben ihr plötzlich das Telefon auf dem Schreibtisch schellte. Der schrille Ton schmerzte in den Ohren und entfachte die Trommelwirbel in ihrem Kopf von neuem, trotzdem ließ sie es läuten. Sie konnte doch nicht einfach den Hörer abheben? Was würden sonst die Leute denken, wenn sich eine wildfremde Person in dieser Wohnung meldete? Und noch dazu eine Frau!

Aber der Anrufer blieb hartnäckig, rief erneut an, was sie schließlich zu dem Gedanken bewog, dass es sich vielleicht um etwas Dringendes handeln könnte. Zögernd hob sie den Hörer ans Ohr. „Hallo?“, meldete sie sich mit zittriger Stimme und horchte auf eine Antwort.

Sie erkannte ihn sofort: „Sie sind ja immer noch hier“, stellte er sachlich fest. Und  er klang dabei noch nicht einmal wütend.

Dennoch fühlte Tess sich von ihm angegriffen. Verärgert runzelte sie die Stirn, kniff missmutig die Lider zusammen. „Ich wollte gerade gehen. - Rufen Sie an, um das herauszufinden?“

„Nein, eigentlich nicht. Ich bin froh, dass ich Sie noch erreiche ...“

Tess fragte sich weshalb.

„… obwohl Sie mir gestern ziemliche Unannehmlichkeiten bereitet haben.“

Verstimmt sog sie die Luft ein. Er konnte es einfach nicht lassen, ihr diese Peinlichkeit wie einen Stempel aufs Auge zu drücken! Das wäre nun gewiss nicht nötig gewesen! „Ja, tut mir leid“, murmelte sie zerknirscht.

„Auf diese Weise erspare ich mir die Suche nach Ihnen.“

„Die Suche? Warum?“ Du hast ja meine Adresse! Unvermittelt begann ihr Herz nervös zu klopfen. „Was habe ich denn nun schon wieder falsch gemacht?“

Sie hörte ihn durch die Nase lächeln. „Nichts. Außer dass Sie in mein beschauliches Leben geschneit sind. Aber vielleicht hat das ja auch sein Gutes. - Sie sind doch Sachbearbeiterin. Sie könnten mir behilflich sein.“

Argwöhnisch runzelte sie die Stirn. „Woher wollen Sie das wissen?“

„Ich pflege mich über meine Angestellten zu informieren, bevor ich ihnen einen Job anbiete.“

Tess glaubte sich verhört zu haben. „Sie wollen, dass ich für Sie arbeite?“, krächzte sie aufgeregt. Bot ihr dieser attraktive Mann wirklich gerade eine Stelle an, obwohl er sie nicht ausstehen konnte? „Wieso sollten Sie das tun?“   

„Haben Sie meine Nachricht nicht gesehen?“, erkundigte er sich anstelle einer Antwort.

„Nein. Wo?“ Sie sah sich um, bis sie feststellte, dass vor ihrer Handtasche auf dem Schreibtisch ein dünner Karton lag, der durch den Luftzug beim Öffnen des Fensters wohl umgekippt war.

„Auf dem Schreibtisch.“

„Gefunden.“ Sie drehte ihn um und saugte scharf die Luft ein, als sie die unwirschen Zeilen las: „Wenn Sie ausgenüchtert sind und wieder klar denken können, rufen Sie mich bitte an!“ Mit Ausrufezeichen!

Auf einen Schlag war Tess’ Dankbarkeit fortgewischt. Wut über diesen unmöglichen Kerl machte sich in ihr breit. „Ich war nicht betrunken!“, reklamierte sie heftig, ehe sie versöhnlicher einlenkte: „Na ja, höchstens beschwipst. Aber das war es nicht, weshalb ich ohnmächtig wurde! Ich habe mir Ihretwegen den Kopf angehauen, falls Sie sich erinnern!“ 

Was außerdem noch eine Ursache für ihren Schock gewesen war, gedachte sie allerdings nicht zu erwähnen. Sie hatte es noch nie jemandem erzählt - außer damals dem Arzt und der Krankenschwester, weil es nicht anders ging. Aber da sie den Mistkerl nicht genügend beschreiben konnte, war er nie gefasst worden. Das war vielleicht auch der Grund, weshalb sie nicht davon loskam und jedes Mal aufs Neue in Panik geriet, sobald ein Mann sich ihr körperlich zu nähern versuchte.

Das ist jetzt egal Ich will mich nicht mit Ihnen streiten. Hören Sie zu! Ich hatte letzte Nacht genügend Zeit, mir Gedanken über Sie zu machen. Wo Sie schon mal da sind, könnten wir uns vielleicht gegenseitig etwas unterstützen. Ich habe ein paar Erkundungen über Sie eingezogen und weiß, dass Sie arbeitslos sind.“

„Was?“ Vor Wut über seine Dreistigkeit konnte Tess kaum atmen. Ihre Stimme klang selbst für ihre eigenen Ohren schrill. „Was fällt Ihnen ein? Wer hat Ihnen erlaubt, in meinem Leben herumzuschnüffeln?“, fuhr sie ihn unwirsch an. Am liebsten hätte sie den Mistkerl erwürgt, dass er sich erdreistete, solche intimen Dinge über sie auszuspionieren.

Er klang davon nicht im Mindesten beeindruckt. „Wenn ich Ihnen schon so viel Vertrauen schenke und Sie allein in meiner Wohnung lasse, wollte ich wenigstens wissen, mit wem ich es zu tun habe.“

Sein Argument klang zwar durchaus vernünftig, wenn da nicht die Angst präsent gewesen wäre, weil er jetzt wusste, wo sie wohnte. Und er hatte lange genug Zugang zu ihrem Schlüssel gehabt, um sich in den vergangenen Stunden mit Leichtigkeit einen Ersatz machen zu lassen!

Idiotin!, dachte sie kopfschüttelnd, als sie versuchte, ihre Furcht zu bändigen. „Womit soll ich die Sache wieder ausbügeln?“, erkundigte sie sich misstrauisch.

„Ich bin auf dem Weg nach Cusco. Dort lebe und arbeite ich momentan. Es gibt Probleme auf der Baustelle, deshalb konnte ich nicht bleiben. Ich brauche Ihre Hilfe. Kommen Sie her, sobald es Ihnen möglich ist.“

Sprachlos ließ sich Tess auf den Stuhl vor dem Schreibtisch sinken. Dieser Mensch war wirklich unmöglich! Zuerst ließ er seine Wut an ihr aus und gab ihr zu verstehen, wie unschön er ihren Zusammenstoß fand, und nun befahl er ihr regelrecht, zu ihm in ein fremdes Land zu kommen? Allein sein Befehlston versetzte sie in Rage. Dieser Mann hatte ihr nichts zu befehlen! Ihr hatte überhaupt kein Mann etwas zu befehlen!

„Sie sind verrückt. Sie schleppen mich in Ihre Wohnung, obwohl Sie sich über mich ärgern, und dann wollen Sie, dass ich für Sie arbeite? - Ich weiß ja nicht mal, wie Sie heißen!“

Mein Name steht draußen auf dem Türschild. Ross Henderson. Mir gehört die Henderson Corporation. - Es ist nicht verboten, seine Meinung zu ändern. Das wusste schon Konrad Adenauer.“

„Mr. Henderson, ich wüsste nicht, was ich in Cusco zu suchen hätte“, erwiderte sie ablehnend. Es gab wirklich keinen Grund dafür, außer dass die einmalige Baukunst und Geschichte der Inkas sie interessiert hätte.

„Wir vergessen die Beule an meinem Wagen, dazu kriegen Sie noch eine Reise in ein fantastisches Land geschenkt. Also bitte, machen Sie mir die Freude und kommen Sie.“

„Freude?“, fragte Tess überrascht. „Dann sind Sie nicht mehr böse auf mich?“

„Nein. Wenn Sie nicht wieder davon anfangen, vergessen wir’s.“

Ihr Herz klopfte heftiger. Wenn sie sein Angebot annahm, würde sie diesen gutaussehenden Mann wiedersehen. Dann wäre er ihr Boss und sie könnte ihn aus der Ferne anhimmeln. Das war ungefährlich.

„Was haben Sie zu verlieren?“ Bei dieser Frage klang seine Stimme klang weicher.

Sie schluckte hart. Wie viel wusste der Kerl eigentlich von ihr?

Die Antwort lieferte er gleich selbst: „Sie sind derzeit ohne Job und haben niemanden, der auf Sie wartet.“

„Woher wollen Sie das wissen?“, fauchte sie genervt ins Telefon.

Sie hörte ihn durch die Nase lächeln. „Seien Sie nicht albern, Miss Harper. Eine Frau Ihres Alters müsste einen Ehering und ein Foto Ihres Liebhabers in der Handtasche haben. Weder in Ihrer Agenda noch in Ihrem Handy gibt es Einträge über einen Mann.“

Tess wurde blass. „Hören Sie auf!“, zischte sie zutiefst entsetzt. „Sie sind ja schlimmer als ein Detektiv!“

„Das war nicht meine Absicht. Entschuldigung. - Hören Sie, ich komme für alles auf. Um finanzielle Dinge brauchen Sie sich nicht zu kümmern. Und ich zahle gut. - Jedenfalls mehr, als was Sie jetzt auf dem Arbeitslosenamt bekommen. Und Sie lernen eines der faszinierendsten Länder Südamerikas kennen.“

„Wie viel mehr?“

„Wie wär’s mit einem Drittel?“, lockte er sie.

„Wissen Sie überhaupt, was ich verdiene?“

„Meine Liebe Theresa …“

Allein die Erwähnung ihres vollen Namens ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Ihr Peiniger hatte sie in seinem sadistischen Humor so genannt, während er ihr die ärgsten Schmerzen und die größte Scham ihres Lebens zugefügt hatte. Ihre Hand fasste automatisch an ihre Kehle und würgte sie.

„Tess! Ich heiße Tess!“

Nur auf diese Weise konnte sie die brutale Erinnerung daran abschütteln.

„Schon gut“, beschwichtigte er sie. „Ich weiß sowohl, was Sie verdienen, als auch, was Sie wert sind. Reicht Ihnen das als Antwort?“

Sie quittierte seine Aussage mit einem tiefen Seufzer. Seine Art, mit ihr umzugehen, war unheimlich entwaffnend.

„Schließlich muss ich ja wissen, wen ich bei mir anstelle. Ich möchte Sie als Sekretärin haben. Das ist Ihr Job.“

Als wenn ich das nicht wüsste!

„Kann ich Sie bekommen?“

„Sie sind unmöglich, wissen Sie das?“

Diesmal klang sie nicht aufgebracht. Er blies die Luft beim Lächeln durch die Nase aus, ehe er antwortete: „Sie sind nicht die erste, die mir das vorwirft. Aber ich habe auch gute Seiten.“

„Das bezweifle ich. Zuerst entführen Sie mich …!“

„Sie waren ohnmächtig und von Ihrem Cocktail erschöpft“, erinnerte er sie.

Tess‘ Gesicht lief rot an vor Scham, obwohl er es durchs Telefon nicht sehen konnte. Zum Glück! „Sie sind unmöglich!“, fauchte sie.

„Was haben Sie zu verlieren, Tess? Ich wüsste Ihre Hilfe wirklich zu schätzen“, versprach er.

Vielleicht mein Herz? Trotz dem Erlebten war sie nicht gegen eigene Gefühle gefeit. Und die schlugen gerade äußerst heftige Kapriolen, obwohl sie wusste, dass er das bestimmt nur aus lauter Erbarmen tat. „Wieso sollten Sie das tun?“

„Weil ich es kann und weil ich es will.“

So einfach war das! Tess schüttelte berührt den Kopf. „Sie sind ein sozial eingestellter Mensch.“ In ihrer Stimme lag ein spöttischer Tonfall.

Einen Moment lang blieb es still am anderen Ende. Sie schien ihn aus dem Konzept gebracht zu haben. Dann lachte er. „Wenn Sie meinen.“

Er machte sich über sie lustig! Folglich war das noch nicht alles, was er von ihr erwartete!

Obwohl ihr Herz hüpfte und sie sich bereits vorstellte, in den Armen dieses gutaussehenden Mannes zu liegen, wusste sie, dass es nicht gut gehen würde. Spätestens, wenn er herausfand, wie unnahbar sie war.

Aber ihre innere Stimme rief ihr zu: „Versuch es, Tess! Du kannst es zumindest versuchen! Vielleicht ist es bei ihm ja anders als bei den anderen!“

Das war zwar ziemlich unwahrscheinlich, trotzdem lehnte sie nicht gleich kategorisch ab. Sie war neugierig. Aber sie erwartete einen Haken.

Welcher Art diese Hilfe wohl sein mochte? Offenbar musste er wirklich in der Klemme stecken, wenn er ausgerechnet sie darum bat, ihm zu helfen! Aber was konnte sie als Sachbearbeiterin schon ausrichten?

Vielleicht soll ich die Gerichtspapiere für ihn schreiben, schoss es ihr durch den Sinn. Das brachte sie zum grinsen und sie gab sich schon halb geschlagen.

Weil sie hartnäckig schwieg, doppelte er nach: „Tess, unser Zusammentreffen war gewiss kein Zufall. - Ich glaube nicht, dass ich etwas sehr Schlimmes getan habe. Wenn Sie anderer Meinung sind, tut es mir leid. Wenn Sie herkommen, mache ich es wieder gut.“

„Womit denn, möchte ich wissen?“, erwiderte sie anzüglich.

„Ich habe nichts solches im Sinn, was Sie sich vorstellen mögen“, antwortete er.