Akte Olympia

Nach dem 11.September 2001. James Coburn fallen brisante Akten in die Hände. Merkwürdige Andeutungen und vor allem das Foto Osama bin Ladens, der nach den Anschlägen zum Drahtzieher erklärt wurde, lassen ihn am Tathergang zweifeln. Er beginnt zu recherchieren und kommt einem riesigen Betrug auf die Spur, in den auch Regierungskreise verwickelt sind. Die Veröffentlichung dieser Informationen führt zum Tod seines Chefs. Und dies ist erst der Beginn einer Folge mörderischen Geschehnisse - die dunklen Schatten im Hintergrund der Verschörung haben alle Gründe und jede Möglichkeit, James Coburn mundtot zu machen - und diese Möglichkeiten nutzen sie aus...


Erinnern Sie sich noch?

Hochtalentierte Araber zückten in 4 Flugzeugen gleichzeitig ihre Nagelfeilen und schockierten Stewardessen und Piloten dermassen, dass niemand mehr in der Lage war, einen Notruf abzusetzen. Hilflos überliessen die Piloten ihre Sitze den Entführern. Die frisch trainierten Hobbypiloten schalteten den Transponder ab, liessen die Maschinen von den Radarschirmen verschwinden und steuerten ins Pentagon und World Trade Center. Die Regierung folgerte scharf: Ein terroristischer Angriff auf Amerika musste logischerweise mit einem Krieg gegen den Terror beantwortet werden. Schon schlugen die ersten Marschflugkörper in Kabul ein...

  

Aber dann ermittelte Kommissar Internet:    

Über 100’000 Websites von Bauingenieuren über Feuerwehrexperten, Pilotenvereini-gungen, Versicherungsfachleuten und Börsianern bis hin zu Bürgern mit gesundem Menschenverstand beschäftigten sich mit Fragen und Widersprüchen rund um den 11.9.2001. Ihre Ermittlungsergebnisse verdichten sich allmählich zu einem Mosaik aus Indizien gegen ein Attentat Osama bin Ladens.

(aus „II. September, Ein Untersuchungsbericht“, SKD Bavaria, von Christian Guthart)

Bewertung des Verlags:           

Hochbrisant und hochspannend!

 

Blick in: Akte Olympia

James Coburn recherchiert

Wie können nach dem Zusammenstoss von Flugzeug und Pentagon die Peitschenlampen noch stehen?

Das fragt sich wohl nicht nur James Coburn.

 


Copyright by Ursula Gerber / Cassandra York

Alle Rechte vorbehalten

 

 Hier ein paar Textauszüge aus Akte Olympia zu James Coburnes Nachforschungen:    

 Was geschah am 11. September?

 

„Und doch ist bei den Anschlägen nichts dem Zufall überlassen worden“, dachte Coburn und schüttelte beim Gedanken an das Grauen den Kopf. Wie konnte jemand überhaupt so etwas Schreckliches in dieser Dimension planen und durchführen? Er überlas seine Artikel eins ums andere Mal, um sich zu verinnerlichen, was sich hier hatte abspielen müssen.
   Er wusste selbst nicht warum, aber seit dem Augenblick der Attentate liess ihn der Horror nicht mehr los, und er saugte sich sämtliche Informationen darüber ein, die er kriegen konnte, obwohl er trotz der angehäuften Artikel keine Vorstellung davon hatte, wozu er sie eigentlich sammelte. Er wusste nichts anderes mit den Texten und Bildern, auf denen sich das Grauen nochmals abspielte, anzufangen, als dass er sie vorerst an einer Reisszwecke in seinem Schlafzimmer an die Wand heftete, und sie jeden Tag mit neuerlichem Schaudern betrachtete, ohne einen Sinn darin zu sehen.
   Dabei hätte er in ihnen wohl etwas erkennen können, wenn er gewusst hätte, wonach er suchen musste. Denn sie waren winzig kleine Puzzleteile, die allein keinen Sinn ergaben, beim richtigen Anstoss aber zu Folgegedanken veranlassen konnten... Doch das war den Autoren gar nicht wichtig, denn die Berichterstattungen waren so abgefasst, dass auf allfällig auftauchende Fragen gleich eine Antwort folgte oder gar keine Fragen beim Lesen auftauchten.
   Er konnte momentan mit seinen Texten nicht viel anfangen. Obwohl er die Geschehnisse aktuell und live am Fernseher und etwas später in anderen Medien mitverfolgte, hatte die Tatsache, dass die drei Angriffe genau in eine Zeitabfolge gelegt waren, die für eine intensive TV-Berichterstattung optimal war, kein Signal bei ihm ausgelöst. Auch dass sofort Kameras an Ort und Stelle waren oder ohnehin schon früher in günstiger Position gestanden hatten, kam ihm nicht merkwürdig vor. Dabei hätte er allen Grund gehabt, über seinen Artikeln noch etwas länger nachzugrübeln, denn es gab so einige Tatsachen, die zu denken hätten geben müssen:
   Die Planer hatten ausnahmslos Transkontinentalflüge ausgewählt, deren annähernd volle Tanks eine maximale Brandwirkung versprachen. Sie hatten sich für Kurse entschieden, die mit Maschinen des Typs Boeing 757 und 767 geflogen wurden, die genau dasselbe Cockpit aufwiesen. Ihre Kamikazepiloten und die ohne Zweifel vorhandenen Ersatzleute hatten also einheitlich trainieren und allenfalls auch noch kurz vor dem Einsatz ausgetauscht werden können. Sie hatten die Waffen an Bord gebracht, indem sie die jeweiligen Sicherheitsvorkehrungen auf drei verschiedenen Flughäfen kenntnisreich ausgetrickst hatten. Und sie hatten die Übernahme der Kommandogewalt so gut vorbereitet, dass sie in mindestens drei der vier Fälle reibungslos gelungen war. Schliesslich hatten die Attentäter für ihr Vorhaben einen meteorologisch idealen Tag ausgewählt. Die gute Sicht ohne tiefe Wolken - sowohl in New York wie auch in Washington - ermöglichte erst den punktgenauen Anflug auf die Ziele.
   Die Attentäter selbst - es war von jeweils drei Mann die Rede - mussten so gut geschult gewesen sein, dass man ihnen ihre zweifellos vorhandene Erregung angesichts des nahen Todes nicht anmerkte, was wahrscheinlich bei irgend einem der Airline-Angestellten aufgefallen wäre und die Alarmglocke hätte läuten lassen. Schliesslich wies auch die rein fliegerische Leistung auf Könner hin. Die Attentäter hatten op-timale Flugwege und Höhenprofile für den Anflug der Zielstädte ausgewählt. In mindestens einemFall hatten sie sogar den sogenannten Transponder ausgeschaltet, der die Erkennbarkeit des Flugzeuges erschwerte oder gar verunmöglichte. Nicht zuletzt bewiesen auch die zahlreichen TV-Aufnahmen vom Aufprall des zweiten New Yorker-Kamikazen eine absolut professionelle Steuerführung. Falls die Terroristen nicht echte Linienpiloten der Boeing 757/767 gewesen waren, so kamen sie nahe daran.
   Normalerweise hätten diese Tatsachen vielleicht Fragen bezüglich ihrer Richtigkeit aufgeworfen, doch da alle Medien ins gleiche Horn bliesen und dieselben Quellen wiedergaben, wurde dieser Drang bereits im Keim erstickt und jegliches Eigendenken des Lesers unterdrückt. Vielmehr trichterten die einheitlich abgefassten Berichte in Treu und Glauben Wahrheit ein, die als Wahrheit angenommen und nicht hinterfragt wurde, zumal eigenständiges Denken nicht jedermanns Sache war. So ritten die Leser auf einer künstlichen Welle einer vorgelogenen Wahrheit, ohne diese Verlogenheit zu erkennen....  
Also blieb es allein den Ermittlern überlassen, genau zu analysieren und jeder vorhandenen Spur nachzugehen. Zuerst mussten sie wohl feststellen, ob einer der umgekommenen Fluggäste bereits früher gebucht und diesen Flug dann wegen schlechtem Wetter annulliert hatte. Dann würden sie die Logbücher aller Boeings 757 und 767 sowie sämtliche Flugsimulatoren dieser Typen auf verdächtige Trainingsflüge hin durchkämmen, was nicht einfach war, denn weltweit flogen von den beiden Typen rund 1’800 Stück.
   Aber trotzdem war sich Coburn einer Sache schnell bewusst: dass die ganze Effekthascherei, all diese gleichen Berichterstattungen und in der Hauptsache das Zusammenlegen des Fotos eines einzigen Mannes mit den Geschehnissen des 11. Septembers nur eines bedeutete: Amerikas Vorbereitung auf einen neuen Krieg!

 

Der Tag begann vielversprechend und schön. Der Himmel war trotz der kalten Jahreszeit strahlend blau, und die Sonne vermochte schon recht gut zu wärmen - zumindest, wenn man hinter einer Fensterscheibe sass und arbeiten sollte. Doch darum war ihm schon seit Tagen nicht mehr. Er fieberte dem Moment entgegen, wo er endlich sein wichtiges Telefongespräch führen konnte. Kurz vor der Mittagspause war es dann endlich soweit, und er seufzte tief auf vor Erleichterung, als er hörte, wie die Verbindung zustandekam.
   „Hallo?“ Der Mann am anderen Ende der Leitung nannte seinen Namen nicht. Es war aber eine angenehm sonor klingende Stimme.
   „Spricht hier Dr. Robertson?“ vergewisserte er sich.
   Der Mann am Telefon war vorsichtig. „Wer will das wissen?“
   „Mein Name ist Coburn. - Spreche ich mit Dr. Leslie Robertson?“
   „Das tun Sie. - Was wollen Sie, Mr. Coburn? - Sollte ich Sie von irgendwelchen Lesungen her kennen?“
   Er schüttelte den Kopf. „Nein, Sir, wir kennen uns nicht. - Aber könnten wir uns bitte treffen? - Es geht um meine Frau...?“
   „Was ist mit Ihrer Frau, Mr. Coburn?“ fragte der Mann sachlich.
   „Sie ist seit dem elften September schwer krank. Dr. Menem, unser Hausarzt, nennt es das World-Trade-Center-Syndrom. - Würden Sie sich bitte zehn Minuten Zeit nehmen und mir ein paar Fragen beant-worten?“
   „Wenn es Ihnen hilft, bitte. Wann und wo?“
   James seufzte erleichtert auf. „Wann es Ihnen geht, Dr. Robertson. - Wenn Sie wollen, komme ich zu Ihnen an die fünfzigste ins Büro.“
   „Unten an der Ecke gibt’s ein kleines, chinesisches Restaurant. Es heisst Ching Fu. - Mögen Sie chinesisch, Mr. Coburn?“ fragte er.
   „Mir ist alles recht, Sir, solange Sie mich nur empfangen.“
   „Schaffen Sie’s bis zwölf hierher an die fünfzigste?“  
   James blickte rasch auf seine Armbanduhr. „Wenn ich mich spute, ja. Vielen Dank, Dr. Robertson. Ich mache mich sofort auf den Weg.“
   „Wie erkenne ich Sie?“
   „Gross, schlank, mittlere Statur, dunkle Haare, Krawatte. So wie vie-le halt. - Aber ich werde Sie erkennen. Ich habe Sie gestern im Fernseher gesehen. - Haben Sie vielen Dank, Doktor, ich fahre gleich ab. Auf Wiedersehen.“
   „Bis dann.“
   James legte glücklich den Hörer auf die Gabel und stand schnell auf. Seinen Kittel von der Sessellehne und über den linken Arm zu ziehen war eine einzige, fliessende Bewegung. Die Krawattenenden pendelten lose um seinen Hals.
   Cora Morales blickte verwundert auf. Ihre Blicke begegneten sich, als er an ihr vorüberlief. „Ein wichtiger Arzttermin, Cora. - Entschuldigen Sie mich bitte bei Robbins, wenn er nach mir fragt. Ich bin pünktlich nach dem Essen wieder da.“
   Sie nickte und seufzte mit einem kleinen Kopfschütteln. „Wie immer. - Ich sag’s ihm, wenn er nach Ihnen fragt.“ Sie lächelte ihn bedrückt an.
   Er wusste, dass sie seine peinliche Sorgfalt, die er trotz allem während der Arbeit an den Tag legte, nicht mochte. Sie war völlig anders, genau das Gegenteil, dabei aber viel gelöster - und vielleicht auch glücklicher.
   „Binden Sie vorher Ihre Krawatte, James!“ rief sie ihm nach.
   „Danke, Cora“, lächelte er, bevor er verschwunden war.
   Sie blickte ihm nach, seufzte nochmals und schüttelte noch immer den Kopf. Sie konnte nicht verstehen, wie ein so tolles Mannsbild so pingelig und so abstinent ihren Reizen gegenüber sein konnte... 
 
Das Restaurant war urgemütlich, sehr klein und hatte nur ein halbes Dutzend Tische. Wände und Decken waren mit chinesischen Fresken und Bildern verziert. In den Ecken und rechts und links vom Tresen standen grosse, wilde, farbige Drachenfiguren. Von den bunten Papierlaternen hingen passende Kordeln herunter. Es roch nach Fisch, orientalischen Gewürzen und nach Curry.
   Dr. Robertson war ein älterer, kleiner, eher gedrungener Mann mit lichten Schläfen und grauen, gewellten Haaren. Er war wie Coburn sehr zurückhaltend in Hemd und Anzug mit Krawatte gekleidet. James erkannte ihn aus den anderen Anwesenden sofort und ging schnur-straks auf seinen Tisch in der Ecke zu.
   „Mr. Coburn, nehme ich an?“ fragte Dr. Robertson bei seinem Nähertreten und stand auf.
  Er nickte und streckte ihm die Hand entgegen, die der ältere Mann kräftig schüttelte. „Der bin ich. - Tut mir leid, dass Sie auf mich warten mussten.“
   Dr. Robertson grinste jungenhaft. „Keine Ursache. - Ich habe mir erlaubt, schon mal was zu bestellen. - Nehmen Sie doch bitte Platz.“ Er deutete auf den freien Stuhl gegenüber und setzte sich etwas umständlich wieder, indem er mit der linken Hand seine Krawatte gegen die Brust drückte, damit sie ihm nicht ins Essen baumelte.
   „Danke.“ James kam der Aufforderung gerne nach. Sein Herz klopfte etwas aufgeregt. Da stand er nun also dem Ingenieur, dem Erbauer des World Trade Centers gegenüber... Und ausserdem atmete er immer noch schwer, weil er sich sehr hatte beeilen müssen.
   Ein winziger Chinese mit grauem, spitzem Kinnbart, Mausezähnchen und einem dünnen Zöpfchen auf dem Rücken, das unter seinem Hütchen hervorlugte, kam zu ihnen und nahm Coburns Bestellung auf. Nachdem er wieder davongewatschelt war, fragte der Professor: „Und jetzt, mein Lieber, fragen Sie mich, was Sie wissen möchten.“
   James nickte und holte erst einmal tief seufzend Luft. „Meine Frau arbeitete im fünften Flügel des Pentagon, als das Flugzeug am elften September dort ins Gebäude krachte. Sie wäre fast dabei umgekommen.“ 
   „Das tut mir leid, Mr. Coburn“, sagte Peterson aufrichtig, fügte aber dann mit einem leise rügenden Unterton hinzu, „aber ich befürchte, dass Sie sich in dem Fall umsonst hierher bemüht haben. - Ich habe das World Trade Center gebaut, mit dem Pentagon habe ich nichts zu tun.“
   „Das weiss ich.“ James nickte.
   Der Chinese watschelte mit seinem ureigenen Gang und einem grossen Tablett heran und unterbrach die beiden für einen kurzen Moment, als er Kännchen und ein farbiges Porzellantässchen vor Coburn hinstellte. „Danke“, sagte dieser und nahm einen Schluck grünen Tee. Dr. Robertson wartete geduldig, bis er wieder verschwunden war.
   Coburn blickte den Professor durchdringend an. „Sie sagten gestern im Fernsehen, es sei unmöglich, dass Ihre Türme durch den Einschlag einer Boeing 700 würden zerstört werden können...“
   „Das ist richtig“, nickte dieser, bevor er die Gabel hob und sich einen Bissen von seiner Frühlingsrolle in den Mund steckte.
   „Warum?“ James blickte ihn zweifelnd an.
   Robertson kaute sein Stück zu Ende und lächelte. „Das hat ver-schiedene Gründe, Mr. Coburn. Der wichtigste ist die Statik: Die Türme waren so gebaut, dass sie weder durch ein Erdbeben, noch durch Flugzeuge würden zu wackeln beginnen. - Warten Sie, ich erkläre es Ihnen.“ Er griff neben sich in die lederne Tasche, die auf der Sitzbank stand, entnahm ihr Papier und Schreibzeug und begann die Skizze der Bauweise des World Trade Centers aufzuzeichnen, während er zwischen seiner Mahlzeit sachlich erläuterte:  
   „Die tragende Konstruktion der Twins bestand aus 48 in Beton eingegossene, im Kern der Gebäude untereinander vernetzte Stahlsäulen. Die Fassade selbst nahm hauptsächlich die horizontalen Kräfte auf, al-so die seitlichen Belastungen, die vor allem durch Wind erzeugt werden. Die Towers waren so gebaut, dass sie einem tropischen Hurrican getrotzt hätten, hätte sich ein solcher nach New York verirrt, und ihre Stabilität war so gross, dass sie einer Boeing 707, dem grössten Flugzeug der Welt, standhalten konnten. Meine Konstrukteure und ich haben errechnet, dass der untere Teil der Türme selbst dann stehen bleiben würde, wenn der obere durch einen Flugzeugeinschlag zerschmettert worden wäre.“
   „Wenn also die Statik nicht durch die Wucht eines Flugzeugs zerstört werden konnte, muss es durch das Feuer und die Explosionen geschehen sein“, stellte Coburn begreifend fest.
   „Durch die Explosionen, ja, ohne Zweifel - aber nicht durch Feuer, Mr. Coburn“, erklärte Dr. Robertson ruhig.
   Auf dessen Stirn erschien eine tiefe Furche, und sein Blick war ungläubig. „Aber warum?“
   Seine grünen Augen glitzerten belustigt, weil der Mann zwar wissensdurstig, aber ohne Zweifel wie die meisten Amerikaner zu naiv war, um die Zusammenhänge zu erkennen. „Weil Feuer - und schon gar kein Kerosinfeuer! - Stahl schmelzen kann, Mr. Coburn!“
   „Aber das wurde uns doch in den Nachrichten erzählt!“ protestierte dieser und blickte den Professor hilflos an.
   Dieser zuckte nichtssagend die Achseln, dann nickte er „Ja, das ist leider wahr, Mr. Coburn.“
   „Das verstehe ich nicht, Professor!? - Warum wird uns etwas erzählt, von dem Sie behaupten, dass es nicht sein kann?“
   „Das müssen Sie schon selbst herausfinden, mein Freund“, sagte Ro-bertson ausweichend.
   James sah ihn beunruhigt an. Er begriff, dass er hier nicht weiterkam und versuchte es mit einer anderen Frage: „Was könnte dann die Ursache für den Zusammenfall der Türme gewesen sein?“
   „Wenn irgend jemand ein Interesse daran gehabt hat, die Twins in Schutt und Asche zu legen, dann war das nur durch gezielt angebrachte Sprengladungen möglich, Mr. Coburn. Und um diese so perfekt an-zubringen, mussten diejenigen die genauen Baupläne und die Statik der Gebäude kennen!“  
   James zuckte zurück, als hätte ihm der Professor eine Ohrfeige versetzt. Seine Augen weiteten sich vor Schreck und Überraschung. „Irgend jemand? Sie meinen - ausser Bin Laden?“ stiess er fassungslos hervor.
   „Das haben Sie gesagt“, wich Robertson wiederum aus, und er hatte erneut das Gefühl, dass er da in etwas hineinstocherte, das er um keinen Preis erzählen wollte - oder konnte… Und gerade deshalb interessierte ihn das Thema plötzlich umso mehr. „Wer?“ bohrte er. „Wer ausser Bin Laden könnte so etwas Schreckliches gewollt haben?“
   „Tut mir leid, Mr. Coburn, ich kann Ihnen nicht mehr weiterhelfen.“ Der Professor zuckte entschuldigend die Achseln und wirkte plötzlich sehr gehetzt. „Fragen Sie jemand anderen, wenn Sie es unbedingt wissen wollen…“ Dr. Robertson stand etwas umständlich auf und packte seine Sachen zusammen.
   „Wen?“ fragte Coburn stur weiter.
   Der Professor legte den Mantel über den Arm, in deren Hand er die Tasche hielt. Während er den Blick nicht davon löste, sagte er so leise, dass nur sein Gegenüber es hören konnte: „Was weiss ich…. - den Eigentümer vielleicht…. Sie werden es herausfinden…“ Der unvollendete Satz klang merkwürdig in seinen Ohren, und obwohl irgendwo etwas in seinem Hirn anklang, konnte er nichts Konkretes damit anfangen. Da ausserdem Dr. Robertson plötzlich so hektisch das Gespräch abbrach und regelrecht davonlief, konnte er den Gedanken vorerst nicht weiterverfolgen: „Bitte entschuldigen Sie mich, Mr. Coburn, ich muss jetzt los. Mein Unterricht fängt in einer Viertelstunde wieder an.“  
   James nickte irritiert und beeilte sich ebenfalls aufzustehen. „Aber natürlich, Professor. - Ich bin Ihnen sehr verbunden, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Sir.“
   Dieser lächelte etwas gequält. „Gern geschehen, Mr. Coburn.“ Er reichte ihm nur flüchtig die Hand. „Ich hoffe, dass ich Ihnen trotzdem etwas weiterhelfen konnte...“
   „Ja, doch - das haben Sie - wenigstens ein bisschen. - Haben Sie vielen Dank, Dr. Robertson. - Auf Wiedersehen.“
   „Wiedersehen, Mr. Coburn. - Meine besten Wünsche an Ihre Frau Gemahlin.“
   „Danke.“
   Während der Professor ging, fiel James in seinen Sessel zurück. Er überflog im Geist das Gespräch noch einmal, ohne dass es ihm weiterhalf. Was hatte der Professor gemeint mit irgend jemand? Oder hatte er ihn einfach nur falsch verstanden? Hatte er in seiner Manie, in allem eine Bedrohung zu sehen, einfach nur das verstanden, was er verstehen wollte, und Robertson hatte völlig an ihm vorbeigeredet? Er drückte die Fingerspitzen in die Augenwinkel, als wollte er die aufkommenden inneren Bilder damit abwürgen, die ihm wieder Grace mit ihrem Hu-sten und dann das brennende World Trade Center zeigten und ihn mit der steten Grausamkeit peinigte, dass er nicht wusste, was genau sie hatte und ob und wie sie vielleicht zu retten war... Er hoffte so sehr, ihr helfen zu können, wenn er die Gründe für dieses World-Trade-Center-Syndrom nur herausfinden würde.... Er seufzte tief und blieb noch lange niedergeschlagen sitzen.   
           
Obwohl er Angst um Grace hatte, weil er auch nach Wochen intensiver Recherchen noch immer nicht wusste, ob sie nun lebensgefährlich krank war oder nicht, war es ihm schlichtweg unmöglich, sich mehr Zeit für seine Frau zu nehmen. Stattdessen brannte er nach seinem Gespräch mit Dr. Robertson noch viel mehr darauf, mehr über die Hintergründe und die Katastrophe der Twins zu erfahren, weil er endlich wissen wollte, ob er das alles wirklich nur falsch verstanden und gedeutet hatte, oder wer für all diese Greuel und Schmerzen verantwortlich war. Er wollte endlich wissen, wen er für all seine Wut und Angst um Grace hassen konnte. Dieser Wunsch war um so vieles stärker, als derjenige, bei ihr zu sein, dass ihm dabei gar nicht in den Sinn kam, dass ihm vielleicht irgendwann keine Zeit mehr bleiben könnte, die er noch mit ihr würde verbringen können. Alles verblasste neben seinem Streben nach Wahrheit und Wissen.  
   Obwohl sie häufig zurück in die Stadt kam, weil sie die Einsamkeit ohne ihn nicht ertrug, zumal, wenn sie den Williams beim Turteln zusehen musste, und obwohl es ihr dann jedes Mal wieder viel schlechter ging als vorher, kam James nicht früher vom Büro nach Hause, so dass sie die Hoffnung auf eine Änderung des Zustands bald aufgab und ihre Besuche reduzierte. Er schien es noch nicht einmal zu merken.
   „Sie würden einer 707 standhalten“, las er stattdessen immer wieder laut aus dem alten Artikel der „Chicago Tribune“, den er nach dem Treffen mit Les Robertson wie die anderen an seine Pinwand im Schlafzimmer geheftet hatte. Und immer wieder grübelte er darüber, warum die am Kongress ebenfalls beteiligten anderen Ingenieure alle angegeben hatten, dass Feuer Stahl schmelze, Dr. Robertson ihm aber ausdrücklich erklärte, dies sei unmöglich! Wie schon so oft, fragte er seine Internetsuchmaschine um Rat nach Hinweisen, die Robertsons Worte entweder bestätigen oder entkräften würden, und er wurde schon beiden ersten Begriffen „Brandschutz“ und „Brandschutzvorschriften“ fündig.
   Umgehend wurde er aufgeklärt, dass tatsächlich international übereinstimmend davon ausgegangen wurde, dass Feuer aus Flugzeugbenzin an den heissesten Stellen höchstens eine Temperatur von 600 - 700° hatte. Unter besonderen Bedingungen konnte sie bis auf 500° sinken oder auf 800° ansteigen, vorausgesetzt, dass ausreichend Sauerstoff zugeführt wurde. Ging dieser aber zur Neige, was in einem geschlossenen Gebäude schnell der Fall war, erstickte das Feuer zwangsläufig an seinen eigenen Abgasen. Es konnten unter Umständen höch-stens kleinere Brände übrigbleiben, die lokal mit Sauerstoff versorgt wurden, die aber keinen grösseren Schaden verursachen konnten. 
   Demgegenüber stellte er aber überrascht fest, dass der Schmelzpunkt von Stahl 1’588° betrug. Das Material war dann erst weissglühend und zähflüssig. Selbst die unter besonderen Bedingungen erreichbare Temperatur von 800° von Flugzeugbenzin konnte also keine Stahlträger schmelzen!
   Diese Bestätigung von Robertsons Worten widerlegte aber die Behauptungen aller anderen Ingenieure! Dies bedeutete ausserdem, dass die Presse Nachrichten verbreitete, die gelogen waren und in keinster Weise der Wahrheit entsprachen! Das war für Coburn fast wie ein Schlag ins Gesicht, und er konnte die Welt nicht mehr verstehen. Warum wurde ihnen, der Presse, dem Volk etwas aufgetischt, das bei genauerem Hinterfragen nicht standhielt?
   Ratlos runzelte er die Stirn und schnaubte. „Irgend etwas stimmt hier nicht, aber was?“ fragte er sich. „Habe ich etwas Entscheidendes übersehen, oder was?“ Mehr um sich zu beruhigen, als aus grösserem Interesse, las er aber seine Befunde trotzdem weiter und erfuhr dabei, dass die industrielle Schmiedetemperatur zwischen 1’200 und 1’400° lag, das Material dann rotglühend war und nur durch Gewalteinwirkung wie Hämmern, Walzen oder Pressen verformt werden konnte. Die niedrigste Schmiedetemperatur, wie sie von Hufschmieden verwendet wurde, um das vorgeformte Hufeisen zu verformen, betrug etwa 950°. Ein einfaches Feuer reichte also nicht aus, um Stahl auf eine Schmiedetemperatur zu erhitzen. Zur Erhöhung der Flammentemperatur mussten Gase unter Druck, wie beispielsweise mit einem Schneidbrenner oder einer Lötlampe, eingeblasen werden.
   Ein weiterer Punkt, der die Aussagen der anderen Ingenieure Lügen strafte, war, dass Stahl ein guter Wärmeleiter war. Die vom Feuer zugeführte Wärme wurde vom Stahl sofort in kältere Bereiche abgeleitet, so dass die Temperatur der heissesten Stelle stets unter der Flammtemperatur blieb. Stahlträger in Gebäuden waren mit anderen Stahlteilen verbunden, so dass immer Wärme abgeleitet wurde. Das Material würde von einem einfachen Feuer an den heissesten Stellen auf 600 - 700° erhitzt werden können, vorausgesetzt, die Maximaltemperatur von 800° in der Flamme wurde erreicht. In einem Gebäude, wo aber Sauerstoffmangel herrschte, konnte lediglich mit einer Stahltemperatur von ca. 500° gerechnet werden. Soviel schafft auch ein moderner Elektroherd mit Selbstreinigungsfunktion. Diese erhitzt den Ofen auf ebendiese 500°, um die festgebackene Kruste abspringen zu lassen - ohne dass der Herd dabei in sich zusammenfällt! 
   „Aber wenn soooo viel Benzin verbrannt ist, dann muss es doch waaaahnsinnig heiss werden, oder?“ fragte er sich immer verwunderter, musste aber feststellen, dass dies ein Trugschluss war, denn die Benzinmenge hatte keinen Einfluss auf die Maximaltemperatur des Feuers. Wenn viel Benzin mit 600° verbrannte, konnte viel Stahl auf nahezu 600° erhitzt werden. Wenn doppelt so viel Benzin verbrannte, konnte doppelt so viel Stahl auf dieselbe Temperatur erhitzt werden, aber kein Gramm Stahl erreichte dadurch eine Temperatur von 601°!
   „Dann hat Dr. Robertson also tatsächlich recht!“ murmelte er nachdenklich. Einerseits stimmte ihn dieser Umstand glücklich, weil er um eine wahre Erkenntnis reicher war, andererseits war er aber auch erschüttert über die Lügen, die Falsches verbreiteten, und die Frage nach dem Warum stiess ihn in ein abgrundtiefes, schwarzes Loch voller neuer Fragen, derer er sich zur Zeit nicht gewachsen fühlte.
   Wenn es also nie und nimmer möglich gewesen war, mittels Feuer - noch nicht einmal durch normale Brandexplosionen - diesen Dominoeffekt, den Kollaps und die Pulverisierung herbeizuführen und das World Trade Center auch nur annähernd in seinen jetzigen Zustand zu versetzen, und Dr. Robertson ausserdem energisch und sehr glaubhaft bestritten hatte, dass kein Flugzeug dieser Welt seinem Wunderwerk auch nur etwas anhaben konnte, wie war es dann aber möglich, dass der Einsturz je eines Flugzeugs eine solche Katastrophe verursacht haben sollte ....!? Was hätten Bin Laden und die Al-Qaeda anstellen müssen, um so etwas fertig zu bringen?
 Wenn also kein Flugzeug die Türme zerstören konnte, was wäre folg-lich nötig gewesen, um sie zu pulverisieren? Für Coburn gab es hierzu nur noch einen einzigen, logischen Schluss, dass es sich entweder um eine Bombe, eine Rakete, eine Explosion oder eine gezielte Sprengung handeln musste!
   War möglicherweise ein riesiger Sprengsatz in den beiden Flugzeugen gewesen, die diese Explosionen verursacht hatten? „Nein, das kann nicht sein“, sagte er halblaut zu sich selbst und schüttelte den Kopf. Er spielte stereotyp mit seinem Kugelschreiber, den er immer wieder auf die Schreibtischunterlage tippte, ohne es wirklich zu bemerken. „Wie hätten ihn die Attentäter ins Flugzeug schmuggeln wollen? Und hat nicht Robertson gesagt, dass unter allen Umständen zumindest der untere Teil der Twins stehen bleiben würde? Aber es steht überhaupt nichts mehr da! Also kann es sich nur noch um eine gezielte Sprengung handeln...! - Verdammt! Warum komme ich nicht dahinter, wie das alles wirklich zusammenhängt?“ brummte er und ärgerte sich derart, dass es ihn fast körperlich schmerzte.
   Da reihte sich eine unglaubliche Frage an die nächste, und die Antworten, die er sich selber gab, verdichteten sich immer mehr zu einem verworrenen Gebilde von Lügen und falschen Tatsachen. Coburn war nun so wütend, dass es ihm nicht im Traum eingefallen wäre, jetzt nach Hause zu gehen. Obwohl langsam etwas hölzern, glitten seine schlanken Finger über die Tastatur. Er fragte nach dem Begriff „Sprengung“ und fand heraus, dass es einen immensen Energiebedarf benötigte, um Beton zu pulverisieren. Hinzu kam die Energie, die nötig war für das Zerstören der tragenden Stahlkonstruktion.
   Um eine Kartoffel zu halbieren, benötigte man einen Schnitt, um sie zu vierteln, deren zwei: Bei herkömmlichen Sprengungen wurde als Faustformel mit ca. 1 Kilogramm Sprengstoff auf 100 Tonnen Stahl und Beton gerechnet. Das genügte für die Zerlegung in transportable Brocken, wenn die Schwerkraft ausgenutzt wurde. Die Sprengladungen wurden so angelegt, dass sich obere und untere Gebäudeteile beim Aufeinanderprallen im Sturz gegenseitig zerkleinerten. Die Schwerkraft konnte dann rund 50% der benötigten Energie beisteuern. Bei der Pulverisierung verzehnfachte sich jedoch der Energiebedarf, und der Beitrag der Schwerkraft war fast bedeutungslos.
  Aus der Gesamtmaterialmasse der ca. 1,4 Millionen Tonnen der eingestürzten World-Trade-Center-Gebäude 1, 2, 3 und 7 liess sich ein Bedarf von mindestens 140 Tonnen handelsüblichen Sprengstoffs errechnen, um dieses Ausmass der Zerstörung herbeizuführen. Nicht zu vergessen, dass moderne, militärische Sprengstoffe natürlich viel effizienter waren. 
   Anhand der Fotos sah er, dass es nicht nur in den oberen Etagen der Türme Brände gegeben hatte, sondern auch an zahlreichen anderen Stellen. Die Flammen hatten dort oft sogar höher geschlagen als in den Towers. Die Gebäude hatten gebrannt, genauso die Autos davor: In den Tiefen der Fundamente hatte ein Feuer gebrannt, dessen Rauch noch zwei Wochen danach an die Oberfläche gedrungen war, und das erst am 19. Dezember von der Feuerwehr hatte als gelöscht gemeldet werden können.
   In Gebäude 7 war erst eine Stunde, bevor es plötzlich kollabiert war, ein Brand beobachtet worden. Vor dem Kollaps der Türme waren an den Nachbargebäuden noch keine Schäden zu entdecken gewesen. Der schlagartige Zusammenbruch hatte im Innern von anderen Gebäuden keine Brände ausgelöst haben können - noch dazu mit zeitlicher Verzögerung - zumal die Brandherde in den Twin-Towers unter den Trümmern hätten begraben und ausgelöscht worden sein müssen. Die Staubwolke hätte nämlich zwangsläufig die Wirkung eines riesigen Feuerlöschers haben müssen. Woher stammten also die anderen Brände? Er musste annehmen, dass diese eine eigene Ursache gehabt haben könnten.
   Kollabierende Gebäude kannte man von Erdbeben und von Sprengungen. Bei Erdbeben brachen die Gebäude nur teilweise und in sehr groben Stücken auseinander. Gelegentlich kippte eines um.
   Bei Sprengungen gab es ein typisches Erscheinungsbild. Das Bauwerk fiel in sich zusammen, und zwar nach innen, es implodierte. Bei fachmännischer Ausführung wurden die Nachbargebäude nicht in Mitleidenschaft gezogen. Um einen derartigen Kollaps herbeizuführen, musste eine Vielzahl von Sprengpatronen mit einer durchschnittlichen Dynamitmenge von je ca. 130 Gramm an den statisch entscheidenden Stellen des Objekts angebracht werden. Für die Platzierung war also die Kenntnis der Baupläne und -materialien von Bedeutung, genauso, wie es Dr. Robertson gesagt hatte!  
   Attentäter, die naturgemäss nicht die Möglichkeit einer professionellen Planung und Vorbereitung hatten, und daher beispielsweise einen Lieferwagen mit Sprengstoff in der Tiefgarage zündeten, wie dies bereits beim ersten Attentat auf das World Trade Center vor zehn Jahren der Fall gewesen war, das man Bin Laden in die Schuhe geschoben hatte, erzielten deshalb niemals einen vergleichbaren Effekt. Moderne Hochhäuser aus Stahl und Beton konnten zwar durch immensgrosse, kompakte Bomben erheblich beschädigt, aber nicht zu einem fachmännisch implodierenden Kollaps gebracht werden!
   Als aber am 11. September Gebäude 7 kollabiert war, hatten Videoaufnahmen auf der gegenüberliegenden Seite einen senkrechten, homogenen Zusammenbruch in freiem Fall gezeigt, der nur wenige Sekunden gedauert hatte - es war das typische Erscheinungsbild einer professionellen Sprengung gewesen....!?
   Beim Südturm war die innere Rauchsäule etwas stehengeblieben, während sich der äussere Explosionspilz nahezu in freiem Fall nach unten bewegt hatte. Der Grund für das unterschiedliche Verhalten mochte vermutlich an der Körnigkeit der Materialien gelegen haben; die innere Rauchsäule hatte wohl aus feinerem Material als der Pilz bestanden, weil offenbar für die Pulverisierung des Kerns relativ mehr Energie hatte aufgewendet werden müssen als für die Geschossdecken und die Fassade. 
   Einen interessanten Vergleich, der seine Erkenntnisse belegte, fand Coburn mit dem Murrah-Building in Oklahoma, das zuerst am 19.4.95 Opfer eines Bombenanschlags gewesen und dann vier Wochen später professionell gesprengt worden war. Nach dem Attentat war ein Drittel des Gebäudes zerstört gewesen, der Rest aber war stabil dagestanden. Es hatte keinen Kollaps gegeben, und der Beton hatte überwiegend in Form von kleineren Brocken existiert. Bei der damals mit lediglich 75 Kilogramm Sprengstoff durchgeführten Sprengung der Ruine durch die Firma Controlled Demolition Inc. am 24.5.95 war das Gebäude in 7 Sekunden in sich zusammengesunken, der Beton war in Brocken angefallen, und es hatte keine Pulverisierung gegeben.
 Eine ebenfalls beeindruckende Leistung derselben Firma war die Ent-sorgung des Landmark-Hotels in Las Vegas gewesen. Für die Sprengung des 110 Meter hohen Turms waren nur noch 50 Kilogramm Sprengstoff benötigt worden! Er pfiff leise anerkennend durch die Zähne. Eine Sprengung dieses Ausmasses mit so wenig Sprengstoff war eine Leistung sondergleichen.
   Der Kingdom in Seattle war im Jahr 2000 noch eine Sporthalle gewesen, bevor zuerst ein grosser Teil der tragenden Stahlkonstruktionen herausgeschnitten und dann die Kuppel mit hohem Dynamitaufwand gesprengt worden war. Übrig blieben nur die Stahlträger, die exakt nach unten gefallen waren. Mit einer Dynamitmenge von 2.5 Tonnen und davon 6’800 einzeln gezündeten Patronen waren 50’000 Tonnen Beton innert Sekunden pulverisiert worden und standen als riesige Staubwolke über der Stadt.
   Diese Zerstörung erinnerte Coburn als einzige an das World Trade Center. Die verwendete, riesige Dynamitmenge war überraschend, denn sie betrug in etwa das Zehnfache der Faustformel. War vielleicht die Pulverisierung von Gebäuden, wie sie mit fast hundertprozentiger Sicherheit auch in New York durchgeführt worden war, beim Kingdome erstmals erfolgreich versucht worden? 
 Bei diesem absurden Gedanken keuchte er erschrocken auf. Das Szenario, das sich vor seinem inneren Auge abzuspielen begann, wurde dadurch umso realer, als Dr. Robertson ihm mitgeteilt hatte, dass man für eine Zerstörung solchen Ausmasses unweigerlich die Baupläne benötigte, weil nur durch gezielt angebrachte Sprengladungen die Statik würde zerstört werden können...! Dieser Gedanke war noch schockierender als der vorige.
   „Aber wie sollte eine Terrororganisation an statische Pläne eines Bauwerks und das Wissen einer solchen Sprengmöglichkeit herankommen? Hat Bin Laden diese gestohlen? - Aber dann wär’s in den Zeitungen gestanden und die Airforce gewarnt gewesen! - Und ausserdem“, sinnierte er, „wenn ich ein Attentat verüben wollte, würde ich mir tatsächlich die Mühe machen, so weit zu gehen?“
   „Nein“, kam er dann zum Schluss und schüttelte den Kopf, „das wäre mir viel zu anstrengend. Also scheint mir die Wahrscheinlichkeit eines „einfachen“ Anflugs auf das Ziel durch einen Kamikazeflieger doch schon sehr viel grösser - ausser…“ Er hielt in seiner Fabulierung inne und begann erneut vor Aufregung zu keuchen. „…Bin Laden hat seine Beziehungen spielen lassen, und jemand hat ihm die Pläne absichtlich zugespielt, dann wäre es möglich! Aber wie sollte Bin Laden so viele Sprengsätze dahinbringen und dann auch noch installieren, ohne jemandem aufzufallen?“
   Er blickte nachdenklich aus dem Fenster, wo die dunklen Schatten der Wolkenkratzer sich düster vom Nachthimmel abhoben. Es gab kaum noch Lichter in den vielen Fensterhöhlen. „Nein!“ sagte er dann entschieden, „das kann es auch nicht sein. Niemand könnte zigtausend Sprengpatronen ungesehen in ein fremdes Gebäude schmuggeln - und schon gar nicht in zwei! - Aber dann müsste ich annehmen… - und das kann verdammt noch mal einfach nicht sein!“ rief er wütend aus.
  
Als er das Schlafzimmer mit einem Sandwich und einem Bier in der Hand betrat, fiel sein Blick wie üblich auf sein Lieblingsbild, wo die Peitschenlampen noch immer, trotz dem ins Pentagon gekrachten Flugzeug, unverständlicherweise auf ihrem Platz standen, und er fragte sich wieder, was wohl mit den vier entführten Maschinen passiert sein könnte, wenn seine Vermutung stimmen würde. Minutenlang liess er den Blick nicht von diesem Bild, das inzwischen so etwas wie sein Leitmotiv geworden war, das am stärksten seine Informationen untermauerte.
   „Aber, wenn ich falsch läge, warum wird dann um die Voicerecorder eine solche Geheimniskrämerei betrieben? Wenn hier mit aller Logik kein Flugzeug diese Katastrophe am Pentagon hat verursachen können, wie steht es dann mit den beiden Twin Towers? An keinem Gebäude sind Reste von Flugzeugen zu erkennen gewesen, ebensowenig existieren Wrackteile als amtliche Beweisstücke...“
   Nach Auskunft des FBI waren die vier Flugschreiber und Voicerecorder der entführten Flugzeuge entweder nicht gefunden worden oder waren unlesbar. Angeblich brauchbar war nur der Voicerecorder von UA 93, doch sein Inhalt konnte nicht veröffentlicht werden wegen angeblich geheimen oder intimen Gesprächen. „Gibt es da also möglicherweise etwas, das wir nicht wissen sollten? - Wenn ja, dann müsste es doch auch irgendwelche Beweise dafür geben…“
   Coburn betrachtete seine Bilder, wo sich der Ablauf in allen drei Gebäuden nach demselben Schema vollzog: zuerst spektakuläre Feuerbälle, die in dicke Rauchschwaden übergingen und nach oben hin abzogen. Dann eine gleichmässige, nicht besonders starke Rauchentwicklung mit wenig sichtbaren Flammen. Und schliesslich der blitzartige Kollaps.
   Und plötzlich wusste er, wonach er suchen musste. Er machte auf dem Absatz kehrt, vergass sogar noch das Licht zu löschen, und war wenig später mit seinem schwarzen Rover wieder unterwegs ins Büro zu seinem Computer. 
   Er holte die Bilder des brennenden Nordturms auf den Bildschirm und zoomte ihn um ein Vielfaches, bis er praktisch nur noch die Einschlagstelle vor sich hatte, wo das Flugzeug das Loch in die Fassade geschrammt hatte. Minutenlang sass er davor, nur mässig angestrahlt von der kleinen Tischlampe, und überlegte sich, was er nun als näch-stes tun sollte.
   Er betrachtete den Schaden an der Fassade, der auf den ersten Blick zur Silhouette einer Boeing 767 passte, bei näherem Hinsehen jedoch kamen ihm plötzlich Zweifel, denn hinter dem Rauch waren die Streben der Fassade zu erkennen. Das Loch, das er tatsächlich als Loch sehen konnte, war jedoch für die Masse einer so grossen Maschine viel zu klein. Alubleche der Fassadenverkleidung waren nach aussen abgesprengt. Teilweise waren die tragenden Stahlteile der Fassade durchtrennt. Der Spalt selber war schmäler als ein Meter. Er verlief von links nach rechts zunächst horizontal, wurde dann durch eine grössere, dunkle Stelle unterbrochen, um sich dann mit einer Steigung von ca. 40° fortzusetzen, und lief in einen schwarzen Streifen aus. Die Breite der Schadstelle betrug zirka 30 Meter. Die dunkle Stelle war wohl durch Rauch zustande gekommen. Sie war 6 Meter hoch und 3 Meter breit. Dahinter waren die die schmal durchtrennten, vertikalen Streben erkennbar.
   Eine Geschossdecke war durchtrennt worden. Auf beiden Seiten der Unterbrechung hingen Teile von etwa 6 Metern Länge herunter. Die Aussenkante der Geschossdecke, die an der Fassade befestigt war, befand sich noch immer aussen. Sie war nicht ins Innere hineingestossen worden! Äussere Alubleche der Verkleidung waren nach aussen abgesprengt worden, nicht nach innen, die Stützen dahinter waren weitgehend intakt. Eine Geschossdecke war auseinander gebrochen und hing von beiden Seiten herunter. Die Vorderkante der Decke war noch auf Höhe der Fassade, sie war ebenfalls nicht nach innen gestossen worden. 
  Verglichen mit den eindrucksvollen Rauch- und Feuerbällen wirkten die Fassadenschäden zu gering, als dass sie Folge der Explosionen hätten sein können, die sich in den zwei Feuerbällen ausgedrückt hatten. Eine Explosion, deren Feuerwolken auf zwei Seiten des Gebäudes austraten, hätte dieses schwerer beschädigen müssen. James stand vor einem neuerlichen Problem, denn selbst wenn es zwei separate Explosionen gewesen waren, passten Feuer und Fassadenschaden sowie die Grösse von Loch und Flugzeug nicht zusammen.
   Auch bei einem Bild des Südturms wurde er nicht schlauer. Die Fassade war an drei Stellen beschädigt und begann zu qualmen, nachdem drei grosse Feuerbälle mit nachfolgenden Rauchwolken zu sehen waren. Der grösste Schaden befand sich an der Südseite in deren östlicher Hälfte. Er wies drei kleinere Löcher auf. Das grösste hatte die Form eines länglichen Dreiecks und mass an der breitesten Stelle zirka drei Meter auf 6 Meter in der Höhe. Die Form des Schadens ähnelte stark dem am Nordturm. Auch hier waren es die nach aussen abgesprengten Alubleche, der Schnitt durch die Stützen und das Fehlen einer grösseren Öffnung, die ihn verwirrten. Wäre tatsächlich eine Boeing 767-200ER so gegen den Turm geflogen, wie es dargestellt wurde, dann hätten die rechte Tragfläche und das ganze Triebwerk ausserhalb des Gebäudes entweder abbrechen oder steckenbleiben müssen!
   Verblüffenderweise ähnelten die Hauptschadenstellen von Nord- und Südturm einander aufs Haar, so dass er zweimal hinschauen musste, um sie zu unterscheiden. Offensichtlich war in beiden Fällen dieselbe Verfahrenstechnik angewandt worden. 
   Er fragte sich ausserdem, wie eine kleine Flugschule in Florida die Araber, die die vier Flugzeuge entführt haben sollten, mit ihren geringen Englischkenntnissen im Schnellkurs so weit gebracht haben sollte, dass sie danach ganz andere Flugzeuge parallel auf exakt dieselbe Art freihändig ins Ziel steuern konnten, beide Flugschüler auf demselben Niveau, so dass die Al-Qaeda-Adler gleich beim ersten Mal durch radikal-fundamentalistisches Präzisionsfliegen alle Berufspiloten vor Neid erblassen lassen konnten...
   Er fragte sich, wie wohl ein Gebäude aussah, wenn tatsächlich ein Flugzeug hineingerast war, und musste nicht lange im Internet rumsurfen, bis er ein Bild von Amsterdam von 1992 fand, als eine Boeing 747 von EL-AL in einen Wohnblock eingeschlagen war. Das Flugzeug hatte diesen komplett durchschlagen und eine Bresche von 25 Metern gerissen.
   Das Pirelli-Hochhaus in Mailand war erst im Januar 2001 von einer einmotorigen Privatmaschine vom Typ Rockwell Commander getroffen worden. Die Rockwell flog höchstens ein Drittel so schnell, wie die Boeing geflogen wäre, und wog nur ungefähr einen 75stel davon. Der Schaden am Pirelli-Haus war aber deutlich grösser als die Vergleichsschäden am Nord- und Südturm des World Trade Centers!
   Allein diese Hinweise bestärkten Coburn immer mehr in seinem Glauben, dass es nie und nimmer möglich gewesen war, dass ein Flugzeug in die Twin Towers geschrammt war, und er hier die wirklichen Beweise für den Betrug vor sich sah! Nein, nie und nimmer war es so gewesen, wie die Medien es den Lesern glaubhaft machen wollten! Vielmehr war hier nach einer anderen Art der Entsorgung gesucht worden, und man hatte sie wohl gefunden, so wie auch das Pentagon in Trakt fünf, der ohnehin bald hätte erneuert werden sollen, beschädigt worden war! 
   Das nächste Bild zeigte ein kleines Erdloch in Pennsylvania und ein schwaches Rauchfähnchen. Nach offizieller Auslegung war hier die Absturzstelle der Boeing 757 von Flug UA 93 dargestellt. Wo aber war die Boeing, wo waren Bruchstücke von ihr? Wenn auf den dargestellten Bildern die Reste tatsächlich von der Boeing stammten, dann musste die Maschine mit einem hohen Energieaufwand in kleine Metallsplitter zerfetzt worden sein. Hätte es sich um einen normalen Absturz gehandelt, der durch ein Handgemenge verursacht worden war, durch eine Handgranate oder selbstgebastelte Bombe, dann wären grössere Teile zu sehen gewesen, doch auch auf den beiden weiteren Fundstellen, eine 5 und eine 13 Kilometer von der Absturzstelle entfernt gelegen, waren nur Kleinteile zu finden gewesen!
   Er beschäftigte sich weiter mit den Amateurfotos, die den dramatischen Einschlag der Boeing festhielten. Anfänglich war er wie viele Zeitgenossen der Meinung gewesen, dass der Einschlag der Flugzeuge durch die im Fernsehen gezeigten Amateurvideos zuverlässig dokumentiert seien, doch nachdem zumindest der Einschlag im Pentagon und nach den letzten Hinweisen auch der Twins fragwürdig war, gab es vielleicht auch andernorts Unstimmigkeiten, die er zu finden hoffte.
   Tatsächlich hielten auch hier ein paar Fotos einer genaueren Überprüfung nicht richtig stand, und es war zumindest ebenso fragwürdig, warum sich der Punkt der Nase des Videoflugzeugs schon vor der Ex-plosion unterhalb des Explosionsortes befand und im Augenblick der Explosion vom Flugzeug nichts mehr zu sehen war. 
   Bei einem anderen Bild konnte er bei genauerem Hinsehen rechteckige Muster um das Flugzeug herum erkennen, deren Linien durch das Flugzeug hindurch verliefen und dabei sowohl den Bug als auch das Triebwerk abschnitten, so dass die Maschine aussah, als hätte sie eine Plattnase. Die Frage lag nahe: wurde die Boeing im Flug von Al Qaeda-Experten umgebaut oder wurde das Bild aus Teilen zusammenkopiert?
   Doch als er mehrere Bilder in der Verkleinerung gleichzeitig auf den Monitor holte, war die Fälschung plötzlich ganz einfach zu entdecken: Auf diesem einzigen Bild, wo das Flugzeug sichtbar war, war der Himmel leicht diesig und es bildeten sich Wolken. „Da muss sich der Pilot wohl im Datum geirrt haben“, murmelte er stirnrunzelnd, denn am 11. September war der Himmel über New York wolkenlos und strahlend blau gewesen! 
   Und warum hatte die Luftabwehr nichts unternommen? Wusste sie etwas? Fragen warf auch die Tatsache auf, warum die US-Luftwaffe, die sonst überall den Himmel bewachte, diese vom Kurs abgedrehten und auf die Metropole zufliegenden Flugzeuge nicht auf ihren Radarschirmen gehabt und sie schon von weitem bemerkt und etwas gegen sie unternommen hatte? Wenn die Regierung an einen Terroranschlag glaubte, warum waren dann keine Abfangjäger gestartet worden? Jede Abweichung einer Passagiermaschine vom vorgegebenen und programmierten Kurs löste einen Routinealarm aus, zumal wenn sie über Funk nicht mehr ansprechbar war. Die Kampfflugzeuge zeigten sich den Piloten, die dann die Wahl hatten zwischen der Landung oder dem Risiko eines Abschusses.
   Zwischen dem angeblichen Wendepunkt der Boeing AA77 bis zum Brand im Pentagon waren 45 Minuten vergangen, in denen sie schnurstracks auf Washington zugeflogen war. 10 Kilometer vom Pentagon entfernt, lag Andrews Airbase. Dieser Luftstützpunkt, wo sich ständig mehrere Geschwader in höchster Alarmbereitschaft befanden, war für die Bewachung der Hauptstadt zuständig gewesen. Sie hätte mit ihren F-16-Kampfflugzeugen in wenigen Minuten in der Luft sein und mit einer Geschwindigkeit von 2’500 Stundenkilometern innerhalb kürze-ster Zeit den Boeings entgegengeschickt werden können und hätten diese erreicht, als sie noch etwa eine halbe Stunde von der Hauptstadt entfernt gewesen waren!
   Zeit genug für alles! Würde die amtliche Version mit den Flugzeugen zutreffen, dann hätte die Luftwaffenführung mit Billigung der Regierung gegen elementare Vorschriften verstossen müssen!
   Coburn schüttelte unwillig den Kopf. Obwohl sich bei näherer Betrachtung immer mehr Indizien zu einer schrecklichen Gewissheit mit einer brutalen Logik verdichteten, fiel es ihm schwer zu glauben, dass durch die viele Ungereimtheiten bei logischer Betrachtung tatsächlich nur noch eine Manipulation auf allen Ebenen und aus höchsten politischen Kreisen in Frage kam. Dann war das Ganze ein abgekartetes Spiel zwischen dem Besitzer und oder den Betreibern des World Trade Centers gewesen, um den Klagen zu entgehen. 
   Das Attentat durch die Terroristen war per Video manipuliert worden, um alles zu verschleiern! Sowohl die Luftabwehr wie auch die Airforce hatten gar nicht reagieren müssen, weil die entführten Flugzeuge eine völlig andere Richtung geflogen und gar nie in die Nähe der Metropole gekommen waren. Das würde auch erklären, warum alle bei der Aufklärung der Attentate gleich so fix mit Daten gewesen waren… Denn wie war es damals gewesen?
   CNN hatte schon am Tag der Katastrophe die kompletten Passagierlisten der vier entführten Flüge veröffentlicht. Das FBI war ebenso schnell in der Lage gewesen, alle 19 Personen als Entführer und Attentäter zu benennen und gruppenweise den vier Flügen zuzuordnen, obwohl keiner der Genannten auf einen der vier Flüge gebucht gewesen war, was heissen würde, dass es insgesamt 19 Personen gelungen sein musste, ohne Ticket und Bordkarte an Bord zu gelangen.
 
Innerhalb von nur gerade zwei Tagen hatte die zuvor ahnungslose Behörde des FBI ein Kunststück nach dem anderen fertig gebracht und bekannt geben können, dass keiner der gebuchten Passagiere etwas mit der Entführung zu tun, sich aber Unbekannte unbemerkt an Bord geschlichen hatten. Dieses Kunststück war denen wohl gelungen, weil sie keine Pistolen auf sich getragen hatten, aber dann hatten sie es auch noch fertig gebracht, vier Flugzeuge mit hunderten von Passagieren nur mit Nagelscheren, Nagelfeilen und Tapetenmessern als Waffen zu entführen....!?
   Das FBI hatte an diesem Tag eine besondere Anerkennung verdient, denn eine normale Sonderkommission hätte die Attentäter zu allererst unter den Passagieren vermutet, und dieses Durchforschen hätte seine Zeit beansprucht. Das FBI hatte aber stattdessen im Rest der Weltbevölkerung gesucht, und das erst noch in einem Land, wo es weder Personalausweise noch eine Meldepflicht gab, unter Arabern, deren Namen mit lateinischer Schrift ohnehin nicht so einfach darzustellen waren, wenn man den gesprochenen Namen überhaupt schreiben konnte. Doch das FBI hatte die Meisterleistung vollbracht, sogleich Lage, Na-men und biografische Daten der Unbekannten festzustellen und zu ver-öffentlichen! 
   Wenn tatsächlich die offizielle Version zutreffen würde, dann hätten an jenem Tag Ereignisse erstmalig stattgefunden, die vorher kaum jemand für möglich gehalten hätte. Jedes einzelne war an sich ja schon bemerkenswert, doch die lückenlose Kette sensationeller Leistungen überstieg das normale Vorstellungsvermögen.
   In einer Stunde waren gleichzeitig 4 Flugzeuge desselben Typs entführt worden. Alle Entführer waren unbemerkt an Bord gelangt, ohne den Flug gebucht und eingecheckt zu haben. Alle Entführer hatten die Crew mit Gegenständen eingeschüchtert, die vorher kaum als Waffen angesehen worden waren. Alle Flugzeugentführer waren zu Flugzeugführern geworden. Ihre Vorgänger hatten stets die jeweiligen Piloten bedroht, diesen aber die Steuerung der Maschine überlassen. Aber Al-Qaeda überliess hier nichts dem Zufall, bzw. den Profis. Alle Berufspiloten liessen sich aus den Sitzen herausholen und nach hinten komplimentieren. Kein Berufspilot betätigte ein Notsignal, meldete die Entführung über Funk oder schaltete das Cockpitmikrophon auf Sendung. Alle Hobbypiloten - zum ersten Mal im Cockpit einer Boeing - schalteten den Autopiloten ab. Alle Hobbypiloten schalteten den Transponder ab und machten damit die Flugzeuge für das Radar unsichtbar. Alle Hobbypiloten kannten den Ort des Flugzeugs genau, ermittelten blitzschnell den Kurs zum Ziel und gaben Vollgas.
   Alle Hobbypiloten navigierten fehlerfrei und trafen auf Anhieb ins Zielgebiet - ohne Hilfe von Fluglotsen. Das Eingleiten in die beiden Zwillingstürme wurde so geflogen, dass es den Flugzeugen fast zerstörungsfrei gelang, so dass sich der restliche Treibstoff jeweils in der rechten Gebäudehälfte gut verteilte. Brände durch Flugzeugbenzin liessen Stahl schwach werden. Geschwächter Stahl liess ein Gebäude so einstürzen, dass aller Beton zu Staub wurde. Auch solche Gebäude wurden Stunden später pulverisiert, die gar nicht gebrannt hatten. Und nach all dem Unmöglichen wurde Bin Laden von der Regierung zum Sündenbock erklärt. Coburn musste über seine eigenen Darstellungen wider Willen lachen. 
 
Glücklich und zufrieden lagen sie später nebeneinander, eng umschlungen und schwer atmend. Er hielt sie im Arm wie in früheren Zeiten, schmiegte sein Gesicht in ihr langes Haar und roch den Duft ihres Shampoos. „Wie lange bleibst du hier?“ fragte er nach einer Weile mit einem heiseren Raunen.
   Verlegen spielte sie mit einem Haarkringel. „Ich fahre morgen zurück zu Frida.“
   „Oh.“ Sein kurzer Ausruf klang enttäuscht.
   „Es geht mir besser, wenn ich mich nur kurz in der Stadt aufhalte, James. Nur dadurch werde ich langsam wieder gesund, wenn ich den Dreck und die Abgase meide.“
   „Dann gehst du nicht meinetwegen?“
   Sie schüttelte den Kopf. „Nein, wirklich nicht.“
   „Dann - gibst du mir also noch eine Chance?“
   „Ich liebe dich, James“, sagte sie einfach. „Es liegt an dir, ob du deine Familie zurückhaben willst.“
   „Sie denkt noch immer, dass ich ein Verhältnis habe“, dachte er traurig, aber er korrigierte sie nicht. Es war vielleicht gefährlich, über Akte Olympia zu reden…
  
Zu Hause, wo er wie in letzter Zeit auch heute allein war, ging er zuerst in die Küche, um ein Bier aus dem Kühler zu holen, und danach sofort in sein Arbeitszimmer. Bevor er Licht machte, tastete er sich im Dunkeln herein, deponierte seine Unterlagen und die Flasche auf das Pult und liess die Jalousien runter, damit ihn niemand bei seinem mitternächtlichen Tun sah. Erst dann knipste er die kleine Tischlampe an, die gerade genug Helligkeit abgab, damit er arbeiten konnte, machte sein Bier auf und nahm im Stehen einen Schluck aus der Flasche.  

   Das schäumende Getränk rann ihm kitzelnd durch die Kehle, und obwohl es schön kühl war, vermochte es sein erhitztes Gemüt nicht zu kühlen. Er schwitzte noch immer, während er einen weissen Notizblock aus der Schublade angelte und vor sich hinlegte, bevor er sich setzte. Die schockierenden Erkenntnisse aus seiner jahrelangen Forschungsarbeit entbehrten jetzt keiner Logik mehr und waren im Grunde so simpel, dass er sich fragen musste, wie in aller Welt sich alle Länder derart von den Amerikanern einseifen lassen konnten, die gemäss seinen Ergebnissen nichts anderes im Sinn hatten, als die Welt zu beherrschen und wofür jedes Mittel recht war. Sogar ein neuer Krieg im Irak! 

   Er nahm einen Griffel und versuchte mit ein paar Skizzen seine Bilanz zusammenzufassen: Sein Land hatte einen Präsidenten, der nicht wirklich demokratisch gewählt und anfänglich von grossen Teilen der Bevölkerung nicht akzeptiert worden war. Sein Land steckte in einer wirklich tiefen Wirtschaftskrise, verbrauchte zuviel Energiereserven und benötigte dringend das Öl, das im Fernen Osten zu holen war. Die Ölpipeline, die durch Afghanistan hatte gebaut werden sollen, war durch das Verhalten der Taliban massiv gefährdet, ausserdem drohten ihre Felder bald an die

Pipelines von China und anderen Ländern, mit denen die Taliban nun konferierten, angeschlossen zu werden. Die ei-genen Ölreserven waren massiv bedroht.  

   Auf der anderen Seite hatte jemand in der Regierung einen Freund, dessen Gebäude asbestverseucht waren. Diesem Freund drohten Mil-lionenklagen von geschädigten ehemaligen Angestellten und den dortigen Firmen, die durch dieses Debakel ebenso geschädigt werden würden. Und die Schädigung dieser Firmen wiederum würde äusserst negative Auswirkungen auf die ohnehin schon schlechte Wirtschaft haben....  

   Es war ein Rattenschwanz. Er seufzte. Was musste getan werden, um all diese Probleme zu lösen und unter einen Hut zu bringen? „Was würde ich tun?“ fragte er sich.

   Aufgrund der geheimnisvollen Akten Olympia und Desert Spring und der Geschehnisse und Informationen, die er durch Zeitungen und im Internet gesammelt hatte, gab es für ihn nur eine einzige, logische Schlussfolgerung.

   Er malte zwei Wolkenkratzer und ein anderes Gebäude, das das Pentagon darstellen sollte, auf das Papier. „Dass das World Trade Center asbestverseucht war, ist bewiesen und dokumentiert, wenn auch nicht für jedermanns Augen bestimmt. Es drohen Millionenklagen durch die vom Asbest erkrankten Beschäftigten. Eine normale Entsorgung der Bauteile kommt nicht in Frage, weil viel zu teuer. Also pachtet Besitzer Silverstein nur gerade ein halbes Jahr vor der Katastrophe die beiden Zwillingstürme und versichert sie für einen Pappenstiel gegen Terrorismus, obwohl die Türme bereits gegen Katastrophen und dergleichen versichert gewesen sind. Der elfte September war ein Feiertag für die Juden, die in den Twins gearbeitet haben - Silverstein ist Jude. An diesem denkwürdigen Tag kamen die meisten ranghohen Angestellten und Chefs nicht zur Arbeit. - Daraus könnte man allenfalls vielleicht schliessen, dass Silverstein etwas gewusst haben könnte, um so die versicherten Millionenbeträge zu kassieren!   

   Also - man nehme...“, murmelte er in sich hinein, „... jemanden, der die Gebäude kostengünstig entsorgt bzw. zerstört. - Das ist Fliege Nummer eins. Um Fliege Nummer zwei zu lösen, wie an das Öl heranzukommen ist, gibt es nur die Möglichkeit eines Waffenschlags gegen die Taliban, um die Regierung - jedenfalls teilweise - selbst zu übernehmen, dann können wir endlich unsere Ölpipeline bauen. Um aber einen Angriff auf Afghanistan zu rechtfertigen, benötigen wir ei-nen Buhmann - der ist schnell gefunden, weil er schon lange auf der Liste der meistgesuchten Terroristen zuoberst steht - Multimillionär Bin Laden, Fliege Nummer drei. - Also schlage ich drei Fliegen mit einer Klatsche...“

   James nahm einen Schluck Bier und stellte die Flasche wieder auf den Schreibtisch. Er kam in seinen Überlegungen jetzt so richtig in Fahrt: „Durch einen Waffenschlag gegen Afghanistan hebe ich gleichzeitig den Terroristen und die Taliban aus und mache mir den Weg frei zum Öl... Den Angriff auf Afghanistan rechtfertige ich mit einem vorgegebenen Attentat der Terroristen - und buff...“, murmelte er vor sich hin und malte mit wilden Kreisbewegungen zwei riesige Wolken neben seine Türme. „Ich lasse mein Problem Nummer eins explodieren und schiebe den arabischen Terroristen die Schuld in die Schuhe. - So einfach ist das. - Oder?“ Er lehnte sich zufrieden im Sessel zurück und betrachtete einen Augenblick lang sein Werk.

   Danach kratzte er sich nachdenklich an der Schläfe und kaute an der Unterlippe, einer Unart, die er sich im Laufe des vergangenen Jahres zugelegt hatte. „Wie aber kann ich meinen Flugschülern einen so gut gelungenen Zielanflug beibringen?“ fragte er sich, weil dieses Puzzlestück einen Moment lang nicht passen wollte.

   Er erinnerte sich aber schnell wieder, und sein Gesicht hellte sich auf: „Muss ich ja gar nicht: ich entführe zwar ein paar Flugzeuge, lasse sie aber dann ganz einfach über dem Meer zu Staub explodieren. Mit der virtuellen Veränderung von Bildern habe ich keine Probleme, die kann ich mir am Bildschirm mit den Twins zurechtbasteln - das würde erklären, warum die Schäden an den Türmen und im Pentagon nicht der Grösse einer Boeing entsprechen und dass die Lampen auf dem Hubschrauberlandeplatz noch immer stehen, obwohl sie abrasiert sein müssten, und dass keine nennenswerten Wrackteile gefunden wurden. Diese und die Twins zermalme ich zu Staub, damit später keine Beweisstücke übrigbleiben.     

   Wenn ich aber die Twins weder durch eine Boeing zerstören, noch durch Feuer schmelzen kann, weil ich keine Flugzeuge habe, die da hineinfliegen, und Metall erst bei 1’588° schmilzt, Kerosinfeuer aber höchstens 800° heiss werden kann, bleibt mir nur eine einzige Möglichkeit: entweder ich bombardiere sie mit einer Rakete oder sprenge sie in die Luft! Um das zu erreichen, muss ich aber wiederum die Baupläne der Gebäude kennen, um die Statik zu zerstören....

   Im Angesicht der momentanen Krisenherde im Osten und der gewaltigen Ballungen von Hass auf uns Juden und Amerikaner vonseiten der Islamisten würde die ganze Welt meine Geschichte von einem Terrorattentat glauben! - Ich bin wirklich genial!“ jubelte er, fröhlich gestimmt über seine logisch einleuchtenden Ergebnisse, und rollte das Ganze gleich noch mal von hinten auf:

   Er malte einen Kopf mit Turban und Bart, gab ihm den allseits bekannten Namen und machte ihn zum Urheber, weil er ihm schon lange ein Dorn im Fleisch war. „Damit rechtfertige ich den Gegenschlag und bombardiere Afghanistan. Ich vertreibe die dortigen Machthaber und übernehme die Regierung, was mir endlich ermöglicht, unsere Erdölpläne mit der Pipeline durch Afghanistan ans Meer und somit die Förderung aus den nördlichen Ländern zu verwirklichen. Zugleich habe ich in mir meine eigene Allianz im Orient geschaffen, nachdem Saudi-Arabien kein strategisch zuverlässiger Partner mehr für mich ist.

   Dann interessiert mich aber gleich auch noch das Öl im Nachbarstaat, wo sich Freund Saddam freundlicherweise inzwischen so unbeliebt gemacht hat, dass es Zeit ist, sich darum zu kümmern. Und weil wir zufälligerweise gerade unsere Präsenz im Nahen Osten weiter ausbauen möchten, damit wir den Islamisten und Chinesen zuvorkommen...

 

 Tja“, er tippte mit fast entrücktem Blick mit der Bleistiftspitze stereotyp auf das Papier und seufzte tief auf, „- so einfach ist es, Weltgeschichte zu machen! Und somit haben wir Akte Olympia und Desert Spring glücklich hinter uns gebracht und unsere Energiereserven an Erdöl und -gas für die nächsten Jahrzehnte gerettet. Die Wirtschaft kurbelt wieder an und wir haben - wohl auf Kosten von ein paar Tausend Toten, ein paar Menschen auf unserem Kontinenten glücklich gemacht!“

   Nachdem er mit seinem Plädoyer endlich zufrieden war, ging er hinunter in den Keller und legte seine Berichte und Notizen fein säuberlich geordnet, wie es sein systematisches Auge sah, in den ledernen Umband von „Olympia“. Die ganze Akte erhielt dadurch einen so beachtlichen Umfang, dass sie kaum noch in die Öffnung des alten Kohleofens passte.